Quelle: Marita Sapp
Vom Männerchor zur Chorgemeinschaft
Die Gräuel und fürchterlichen Folgen des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 hatten auch vor dem Sauerland nicht Halt gemacht. Nur langsam erwachte das gesellschaftliche Leben wieder. In diesen Jahren gründeten sich im Sauerland neben den Schützenvereinen vor allem Männergesangvereine. Einer davon ist der 1923 gegründete MGV Cäcilia Arpe. Wie sehr der örtliche Pater Grundhoff und Fritz Hömberg sen. mit der Idee eines Gesangvereins in dem kleinen Dörfchen Arpe einem ehrlichen Interesse an Gesang und Musik entsprachen, zeigte sich bereits bei der Gründungsversammlung: 32 aktive Mitglieder wurden gleich beim ersten Treffen in den neuen Verein aufgenommen.
Die Chronik des Vereins zeigt beispielhaft die Höhen und Tiefen, die nicht nur Gesangvereine im Laufe ihres Daseins durchleben. Über die Jahrzehnte hat der Arper Männergesangverein das dörfliche Leben in den Orten Arpe, Kückelheim sowie den umliegenden Einzelhöfen maßgeblich geprägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten die aus dem Krieg zurückgekehrten Männer sogar eine eigene Halle für ihre Auftritte und Aufführungen sowie die vielen anderen Feierlichkeiten im Dorf. Ende der 70er Jahre wurde in Eigenleistung ein separater Probenraum für die wöchentlichen Chorproben an die Halle angebaut. 1995 übergab der Männergesangverein die Halle an den neu gegründeten Hallenträgerverein. Die rückgängigen Mitgliederzahlen machten es unmöglich, mit den verbliebenen Sängern die Aufgaben und Kosten der Vereinshalle zu tragen. 2007 gründete sich in Arpe der Frauenchor „MissKlang“. Durch stetigen Mitgliederschwund beim Männergesangverein entschieden sich die beiden Chöre aus Arpe 2012, als gemischter Chor aufzutreten. Seitdem treffen sich jeden Dienstag Männer und Frauen gemeinsam zur Chorprobe. Am 13. Mai dieses Jahres wurde mit einem Jubiläumsabend und dem gleichzeitigen Bundessängerfest das 100-jährige Jubiläum gefeiert. Kurze Zeit nach dem Jubiläum sprach WOLL mit den beiden Vorsitzenden der Chorgemeinschaft Arpe, Hubertus Schauerte und Elisabeth Sapp.
WOLL: 100 Jahre Chorgemeinschaft Arpe. Was ist für jeden von Euch, im Nachhinein betrachtet, das wichtigste Ereignis in der Vereinsgeschichte?
Hubertus Schauerte: Das gerade stattgefundene Jubiläum ist, aktuell betrachtet, ein sehr wichtiges Ereignis. 100 Jahre Chorgesang im Arpetal. Wer hätte das vor 100 Jahren gedacht? Ein anderes Ereignis in der Vereinsgeschichte schmerzt ein wenig. 1995 haben wir die Vereinshalle übergeben. Durch den Rückgang an aktiven Mitgliedern war der Männergesangverein nicht mehr in der Lage, die für den Erhalt und Unterhalt der Vereinshalle notwendigen Arbeiten alleine durchzuführen.
Elisabeth Sapp: Das 100-jährige Jubiläum auf der einen Seite und die Tatsache, dass sich 2007 Frauen aus Arpe und Umgebung zum Frauenchor „MissKlang“ zusammengefun den haben und sich daraus 2012 die Chorgemeinschaft Arpe entwickelt hat.
WOLL: Hubertus, was ist anders beim Singen in einem gemischten Chor gegenüber der Zeit, als der MGV Cäcilia Arpe ein reiner Männerchor war?
Hubertus Schauerte: Das Liedgut hat sich verändert und irgendwie klingen die Lieder im gemischten Chor auch schöner. Im Männerchor fehlten uns immer ausreichend Tenorstimmen. Insgesamt ist die Harmonie im Verein auch besser.
WOLL: Elisabeth, welche Lieder oder welche Aufführungen, sind Deine persönlichen Highlights?
Elisabeth Sapp: Im Frauenchor sind es Lieder wie „Wunder geschehen“ oder „Let it be“, die wir immer sehr gerne gesungen haben. Im gemischten Chor proben wir derzeit „Conquest of Paradise“. Das könnte auch mein Lieblingssong werden.
WOLL: Hubertus, und bei Dir?
Hubertus Schauerte: Im Männerchor habe ich gerne die bekannten Lieder „Die Rose“, „Wanderer“ oder auch „Sierra madre“ gesungen.
WOLL: Was unternimmt die Chorgemeinschaft Arpe, damit in 25 Jahren das nächste große Jubiläum gefeiert werden kann?
Elisabeth Sapp: Wie alle Vereine treibt uns die Frage um: „Wie kann man junge Menschen für den Chorgesang begeistern?“ Wir haben es mit einem Projektchor versucht, wir haben das Liedgut geändert. Wenn jüngere Sängerinnen und Sänger dazukommen, dauert es häufig nicht lange, bis das Interesse nachlässt. Wenn einer aufhört, gehen die anderen neu Hinzugekommenen sofort mit. Bei dem weiblichen Nachwuchs sieht es etwas besser aus.
WOLL: Was ist Euer Wunsch für die kommenden Jahre?
Hubertus Schauerte: Unser größter Wunsch ist es, junge Menschen aus unseren Orten für den Chorgesang zu begeistern. Die Probenabende und die Auftritte machen viel Freude und Spaß. Daneben treffen wir uns zu vielfältigen Gelegenheiten in fröhlicher Runde. Im September fahren wir zum Beispiel nach Düsseldorf zum großen Bundeswehr-Musikfest. Und am 25. Juni erhält unser Verein die Zelter-Plakette, die höchste Auszeichnung für Amateurchöre.