Gemeinsam in Berges Zukunft

Das Gewerbegebiet Berge aus der Luft gesehen. Rechts die neuen Gebäude der Firma Langer und Franzes. Foto: S. Droste

Es ist beinahe wie ein Treffen zum Straßenfest in einer Nachbarschaft: Am Tisch sitzen die Verantwortlichen der Firmen „Werner Langer“, „Kaiser Fenster und Rolladen“, „Roth Transporte“ und der „Bäckerei Franzes“. Die vier Unternehmen haben ihre Kräfte gebündelt, um bei der Erweiterung des Gewerbegebietes Berge mehr zu erreichen, als ein Unternehmen alleine hätte schaffen können. Kompliziert war die Zusammenarbeit nicht, denn alle Unternehmer leben in Berge und Visbeck und kennen sich schon viele Jahre.

„Wir sehen uns doch praktisch jeden Tag im Ort und kennen uns doch auch privat“, erklärt Werner-Langer-Geschäftsführer Jens Frommberger. „Vielleicht wäre es bei vier Unternehmen in einer Großstadt komplizierter gewesen, aber hier im Sauerland ist das eben etwas anders.“ Die Firma Werner Langer brauchte dringend mehr Lagerfläche. Trotz einer zugemieteten Halle in Freienohl reichte der Platz nicht mehr. Vor wenigen Jahren reifte dann der Entschluss, ein neues Lager zu bauen und zwar in direkter Nachbarschaft zur Firma.

Zur Zeit, als dieser Entschluss bei der Firma Werner Langer reifte, wurde es auch in der Backstube der Bäckerei Franzes immer kuscheliger. „Wir standen uns regelrecht auf den Füßen“, sagt Thomas Franzes. Der Berger Bäcker brauchte also eine neue Backstube. Und da man sich im Ort eben kennt, erfuhr er schon früh von den Überlegungen der Firma
Werner Langer, ein Lager zu bauen und – damit verbunden – das Gewerbegebiet zu erweitern. Von da an saß Bäcker Franzes mit im Boot und beschloss, seine neue, 1.200 m² große Backstube ebenfalls im Gewerbegebiet anzusiedeln.

Auch bei der Firma Roth bestand ein gewisser Verbesserungsbedarf, denn die Büros waren bisher nicht im Gewerbegebiet angesiedelt. „Die räumliche Trennung war für gewisse Abläufe natürlich nicht ganz optimal“, sagt Sebastian Roth. Jetzt, mit den neuen Büroräumen im Gewerbegebiet habe sich vieles verbessert.

Bei der Firma Kaiser ging es weniger um Erweiterung. „Wir können räumlich nicht wirklich erweitern“, stellt Gabi Banritzer fest. Trotzdem hat sich auch die Firma Kaiser den anderen drei Unternehmen angeschlossen, um das Gewerbegebiet zu erneuern. Denn unter einem Punkt litten alle Firmen gleichermaßen: Unter der in die Jahre gekommenen Infrastruktur.

Schnelles Internet im Gewerbegebiet

Schnelles Internet, moderne Gasleitungen, zusätzliche Stromleitungen – auf all das mussten die Firmen im Berger Gewerbegebiet bisher verzichten. „Alleine hätten wir es niemals hinbekommen, dass hier die Leitungen für schnelles Internet gelegt werden“, stellt Knut Langer fest. „Das konnten wir nur gemeinsam erreichen und dank der gebündelten Kräfte haben wir jetzt eine 200 MBit/s Leitung. Möglich sind sogar bis zu 400 MBit/s.“ Was für Privathaushalte bedeutet, ruckelfrei Netflix-Serien schauen zu können, ist für Unternehmen nichts weniger als zukunftssichernd. „Wir müssen große Datenmengen transferieren können. Ohne einen zeitgemäßen Internetanschluss ist das einfach nicht mehr möglich“, sagt Knut Langer. Denn so heimatverbunden die Berger Firma mit ihren 120 Mitarbeitern ist, gehört sie dennoch zu den Weltmarktführern in unserer Region. Mit ihren Modellzeichen für den Gießereibedarf deckt das Sauerländer Unternehmen circa 90% des Weltmarktes ab. „Am Weltmarkt bin ich zwar nicht aktiv“, lacht Bäcker Thomas Franzes, „aber selbstverständlich profitieren wir auch von den neuen Leitungen. Auch die neuen Gas- und Stromleitungen sind für unseren Betrieb wichtig!“ Franzes´ neue Backstube ist mit 1.200 m²  fast drei Mal so groß, wie die bisherige. Außerdem sind auch ganz neue, moderne Maschinen dazugekommen. „Da brauchen wir selbstverständlich auch die entsprechenden Gegebenheiten“, erklärt der Bäcker, der aber nach wie vor Wert auf Handwerk legt. „Die Maschinen unterstützen unser Handwerk lediglich.“ Und diese Unterstützung ist auch sehr willkommen. Neben den acht Filialen der Bäckerei, kommt demnächst eine neunte Verkaufsstelle dazu, nämlich im „heruM“ in Meschede. Langfristig sollen daher auch neue Arbeitsplätze in dem Betrieb mit derzeit rund 50 festangestellten Mitarbeitern und 20 Aushilfen entstehen.

Unternehmen im Gewerbegebiet Berge. Fotos: S. Droste

Unternehmen im Gewerbegebiet Berge. Fotos: S. Droste

Sehr gute Unterstützung der Stadt Meschede

Beeindruckend bei der Umgestaltung des Gewerbegebiets Berge ist nicht nur der kollegiale Zusammenhalt der ansässigen Unternehmen, sondern auch die geradezu rasant erscheinende Umsetzung des Projektes: Im Mai 2016 gab es die ersten konkreten Gespräche zwischen den Unternehmern und der Stadt Meschede. „Da müssen wir schon sagen, dass sowohl Bürgermeister Christoph Weber, als auch Klaus Wahle, der Leiter des Fachbereichs Planung und Bauordnung und alle beteiligten Mitarbeiter uns von Anfang an hervorragend unterstützt haben.“ In nur wenigen Monaten war der Bebauungsplan von 1974 an die heutigen Wün-sche und Gegebenheiten angepasst und schon konnten die Bagger rollen. „So unkompliziert geht es selten“, bestätigt auch Bürgermeister Christoph Weber. Ostern, nach nicht einmal zwei Jahren, wird alles fertig gestellt sein. Weber weiter: „Aus Sicht der Stadt Meschede ist das Vorgehen der Gewerbetreibenden vor Ort in Berge äußerst zielführend gewesen. Die Gewerbetreibenden haben sich frühzeitig und aus eigenem Antrieb Gedanken über die Weiterentwicklung des Gebietes gemacht und alle Anlieger einbezogen. So konnte die Stadt rechtzeitig einen passgenauen Bebauungsplan erarbeiten, der auch die Konflikte mit der benachbarten Wohnbebauung lösen und kurzfristig umgesetzt werden konnte.“ Sein Fazit: „Wir haben den Standort Berge als einen wichtigen Wirtschaftsstandort in unserer Stadt fit für die Zukunft gemacht.“

Arbeitsplätze vor Ort gesichert

Für Berge ist die Erweiterung des Gewerbegebietes ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Zukunft. „So bleibt unser Ort für junge Familien attraktiv, denn wir haben nicht nur schöne Landschaft zu bieten, sondern auch rund 300 Arbeitsplätze direkt vor der Haustür“, freut sich Ortsvorsteher Matthias Vitt. „Nicht umsonst gehört Berge zu den wenigen Orten, die noch Einwohnerzuwächse verzeichnen können.“ Die derzeit rund 1.200 Berger haben dem Vorhaben der Unternehmen von Anfang an keine Steine in den Weg gelegt. Das mag einerseits daran liegen, dass die Firmen weder Lärm noch Dreck verursachen, andererseits wissen viele auch zu schätzen, dass solche Betriebe im Ort sind und im Ort bleiben wollen. Knut Langer: „Viele unserer Mitarbeiter können zu Fuß zur Arbeit kommen. Auch die Radweg-Anbindung ist inzwischen gut, sowohl in Richtung Visbeck, als auch in Richtung Wenholthausen.“

Text: Patrick Feldmann

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