Wahrnehmen, lindern, begleiten. – Palliativnetz Soest-HSK

Bild: Palliativnetz Soest-HSK

Um Schwerstkranken ihren letzten Lebensabschnitt so angenehm wie möglich zu gestalten, müssen alle an der Versorgung Beteiligten eng zusammenarbeiten. 2008 entstand deswegen das Palliativnetz der Kreise Soest und Hochsauerland im Rahmen eines Modellversuchs zur palliativen Versorgung im ländlichen Bereich. Im November 2011 organisierte sich das Palliativnetz neu und setzt nun, zusätzlich zu den zwanzig Palliativärzten, sechs Koordinatoren ein, um professionellere Strukturen zu schaffen. Waren es 2010 noch etwa 110 Patienten, die pro Quartal betreut wurden,
sind es derzeit etwa 280.

Ein Beruf, den man leben und lieben muss

Eine der Koordinatorinnen ist Dorothee Zacharias. Sie ist gelernte Krankenschwester, entschied sich aber nach jahrelanger Arbeit im Krankenhaus für eine Weiterbildung zur Palliativ-Care-Fachkraft. Vor zwei Jahren schloss sie die Ausbildung ab und ist nun seit Oktober 2016 als Koordinatorin für das Palliativnetz Soest-HSK im Stadtgebiet von Schmallenberg und Sundern sowie in der Gemeinde Eslohe zuständig. „Über Tod und Sterben spricht man nicht gerne. Jeder schiebt es gerne weit von sich. Deswegen höre ich oft: ‚Meine Güte, hast du einen schweren Beruf! Wie hältst Du das nur aus?‘“, erzählt Frau Zacharias. „Aber für mich hat das nichts mit Aushalten zu tun.“ Im Gegenteil: Dorothee Zacharias liebt und lebt ihren Beruf. „Palliativ ist Lateinisch und bedeutet ‚umsorgen‘, ‚ummanteln‘. Wir tun genau das mit den Patienten, wir leisten Fürsorge. Wir sprechen offen mit den Angehörigen und vor allem mit den Patienten und diese sind sehr dankbar dafür, dass es Menschen gibt, die sich in einer solchen Situation eben nicht zurückziehen.“ Die Koordinatoren sind voll und ganz für ihre Patienten und die Angehörigen da: „Wir sind nicht auf Zeit fixiert. Manchmal entstehen in der Ruhe Gespräche, die länger brauchen und tiefer gehen, und dann müssen wir nicht auf die Uhr gucken.“

Dem Leben mehr Leben schenken

Die Patienten, um die sich das Palliativnetz kümmert, sind solche, deren Erkrankung lebensbegrenzend ist. Zumeist sind es Krebspatienten, aber auch Patienten mit chronischen, unheilbaren Krankheiten wie ALS oder MS. Und es sind nicht nur ältere Menschen, sondern auch junge, die Unterstützung benötigen. „Der größte Wunsch solcher Menschen ist es, zu Hause sterben zu dürfen, in Begleitung ihrer Angehörigen.“ Und dort hilft Frau Zacharias als Koordinatorin. Sie begleitet und steht beratend zur Seite. Das Palliativnetz ist jedoch kein Pflegedienst. Seine Aufgaben bestehen darin, die letzte Lebensphase des Patienten so würdevoll wie eben möglich zu gestalten und die Angehörigen bei ihrer schwierigen Aufgabe zu unterstützen: „Wir überlegen gemeinschaftlich mit den Patienten, wo sie stehen, was noch wichtig ist, was das Leben noch lebenswert macht. Zudem versuchen wir, durch die Symptomlinderung noch lebenswerte Momente zu schaffen und so dem Leben mehr Leben zu schenken.“ Wichtig dafür ist auch die „Notfallbox“ mit den Medikamenten, die die Angehörigen selbstständig anzuwenden lernen oder von einem Pflegedienst verabreicht werden, um bei bestimmten Symptomen schnell für Linderung zu sorgen. Für den Notfall steht der Palliativarzt zur Verfügung, der 24 Stunden am Tag kontaktiert werden kann, wenn der Hausarzt nicht greifbar ist, und so den Angehörigen Rückhalt und Sicherheit bietet.

Eine wichtige Hilfe, die jedem zusteht

„Eine bestmögliche Versorgung am Lebensende steht jedem zu“, so Dorothee Zacharias. Deswegen hat auch jeder Kassenpatient die Möglichkeit, die Betreuung des Palliativnetzes kostenlos in Anspruch zu nehmen. Die Patienten gelangen zumeist über den Hausarzt, das Krankenhaus oder ambulante Pflegedienste an das Palliativnetz, aber auch über Mund-zu-Mund-Propaganda durch zufriedene Angehörige. Die Hoffnung ist groß, dass man in Zukunft noch mehr Patienten und deren Familien Unterstützung in einer solch schweren Situation bieten kann. (sn)
www.palliativnetz-soest-hsk.de