„In unserer Liga gibt es jedes Jahr einen neuen Meister!"

Foto: Nicola Collas

Bezirksliga 4 des HSK gilt als „Bundesliga des Sauerlandes“

Dirk Potthöfer aus Meschede-Berge ist seit 2003 Staffelleiter der Bezirksliga 4. Damals war er der jüngste überkreisliche Staffelleiter Westfalens. Die wichtigste seiner Aufgaben ist die Gestaltung des Spielplans vor der Saison. Potthöfer versucht einen Spielplan aufzustellen, der in seinen Anforderungen allen 16 Mannschaften gerecht wird. Die Staffelleiter in Südwestfalen sind zudem – und das ist einmalig in Deutschland – dafür zuständig, das Strafmaß bei Roten Karten zu bestimmen. Ein Staffelleiter hat darüber hinaus auch bei Spielverlegungen ein Wörtchen mitzureden. „Aber das Wichtigste für mich ist immer, ein
Spiel live vor Ort mitzuerleben”, erzählt Dirk Potthöfer im Gespräch mit WOLL.
WOLL: Wie hat sich die Arbeit für Sie als Staffelleiter im Laufe der Jahre verändert?
Dirk Potthöfer: Früher wurden mir die Spielberichte mit der Post geschickt. Da konnte es schon mal bis Mittwoch dauern, bis die Unterlagen bei mir ankamen. All diese Spielberichte durchzugucken war eine wirklich umfangreiche Aufgabe. Die Tabellen mussten teilweise von Hand berechnet werden. Die Elektronik heute hat einem da viel Arbeit abgenommen.
WOLL: Für Sie ist das Wichtigste an der Arbeit, sich jeden Sonntag an einem anderen Sportplatz zu zeigen. Werden Sie da mittlerweile zu Bier und Bratwurst eingeladen?
Dirk Potthöfer (lacht): Auf gar keinen Fall! Ich muss die Bratwurst für mein Magazin „Pott´s Blitz“ testen. Und da nehme ich keine Bratwurst an, die mir geschenkt wird. Ich komme deswegen auch immer ganz überraschend zum Grillstand, um den Bratwurst-Test durchzuführen. Bei jedem Verein wird einmal in der Saison die Bratwurst getestet.
WOLL: Das „Pott´s Blitz“ erscheint im Sommer vor jeder neuen Saison. Was ist da alles drin?
Dirk Potthöfer: In dem Magazin werden die Mannschaftsfotos aller Vereine abgebildet. Dann gibt es alle möglichen Infos zu den Vereinen, wie Ansprechpartner oder die Platzierungen der letzten Jahre. Der beste Spieler der Saison wird gewählt. Alles in allem sind das inzwischen an die 70 Seiten. Mit dem „Pott´s Blitz“ beschäftige ich mich mittlerweile von April bis August. Das kann ich in Stunden gar nicht bemessen. Das Heft kommt immer zum Staffeltag eine Woche vor Saisonbeginn raus und da muss alles auf dem aktuellsten Stand sein. Jeder Verein bekommt 50 Hefte: die eine Hälfte erhält die Mannschaft, die andere Hälfte geht an die Zuschauer.
WOLL: Was ist das Besondere für Sie an Ihrem Ehrenamt?
Dirk Potthöfer: Das ist für mich ganz klar der regionale Charakter der Liga. Die Bezirksliga 4 ist für mich die populärste Sportliga, die wir im gesamten Hochsauerlandkreis haben. Über die Liga wird am meisten berichtet, sie hat die meisten Zuschauer, es wird am meisten drüber gesprochen und ich wohne mittendrin. Ob ich von Serkenrode nach Marsberg fahre oder von Birkelbach nach Herdringen, ich bin immer in der Mitte. Und ich kenne die Vereine. Da macht es einfach Spaß, weil in Zusammenarbeit mit den Vereinen was gewachsen ist.
WOLL: Sie schätzen die Regionalität. Gibt es da Spiele, die für Sie besonders interessant sind?
Dirk Potthöfer: Die Derbys sind immer spektakulär, mit teilweise über 1000 Zuschauern. Es gibt durch die Tabellensituation immer wieder hitzige Partien, auch hoch spannende mit vielen Toren. Mein Vorteil ist ja, dass ich mir zu jedem Spieltag aussuchen kann, wohin ich fahre. Was mich auch freut: Wir haben eine sehr faire Liga mit durchschnittlich nur einer roten Karte pro Spieltag
WOLL: Sie haben die Derbys mit knapp 1000 Zuschauern angesprochen. Die Zuschauerzahlen sind in den letzten Jahren zurückgegangen. Aktuell geht es wieder leicht nach oben. Woran liegt das?
Dirk Potthöfer: Wir sind die „Bundesliga des Sauerlandes“, aber es gibt ja noch eine richtige Bundesliga. Und die hat uns u.a. durch Pay TV viele Zuschauer abgenommen. Aber auch durch die Sonntagsspiele von Schalke oder Dortmund. So langsam mache ich die Erfahrung, dass Profifußball nicht alles ist. Die ganze Kommerzialisierung, das viele Geld: Man liest doch kaum noch positive Schlagzeilen über die Bundesliga und das kann meiner
Meinung nach ein Grund sein, dass wieder mehr Zuschauer auf die kleinen Plätze kommen. Die Infrastruktur spielt auch eine Rolle. Wir haben nur noch Kunstrasenplätze und auch das Drumherum wird immer besser. Ich hoffe, dass es immer noch mehr Zuschauer werden, die den Fußball belohnen, der hier vor Ort abgeliefert wird. Ganz wichtig und ein Unterschied zur Fußball-Bundesliga: In unserer Liga gibt es jedesn Jahr einen neuen Meister! Deswegen herrscht im Kampf um die Tabellenspitze auch immer wieder von neuem Spannung.“
WOLL: Sie engagieren sich mit Leib und Seele ehrenamtlich. Aber es gibt immer weniger Leute, die sich auf diesem Wege einsetzen. Haben Sie eine Idee, wie man anderen die Aufgabe schmackhaft machen kann?
Dirk Potthöfer: Als Ehrenamtler hat man seit Blatter, Platini und Consorten leider ganz schlechte Presse. Wenn man schon das Wort ‚Funktionär‘ hört! Da steht man bei vielen noch weit hinter dem Schiedsrichter, wenn ich das mal so sagen darf. Und das muss sich erst mal wieder bessern. Für mich ist das auf jeden Fall das schönste Hobby der Welt!
WOLL: Eine Frage noch zum Schluss. Die Bezirksliga 4 ist die „Bundesliga des Sauerlandes“. WOLL-Redakteur Paul Senske sagt immer, dass er den Begriff geprägt hat. Als früherer Chefredakteur von Radio Sauerland hatte er in den Sportsendungen sonntags immer von der „Bundesliga des Sauerlandes“ gesprochen und dann wurde der Begriff zu einem Selbstläufer. Was sagen Sie dazu?
Dirk Potthöfer (lacht): Zu mir sagt er das auch immer und ich kann Paul Senske da nicht widersprechen. Ich hab den Begriff also definitiv nicht erfunden. Auf jeden Fall weiß jeder, was mit der „Bundesliga des Sauerlandes“ gemeint ist. Und das spricht für sich …
von Nicola Collas