Handball im Sauerland: Man darf niemals aufgeben – bis kurz vor Schluss ist alles möglich

Foto: Manfred Haupthoff

Fabian Niehaus ist seit etwa einem Jahr Abteilungsleiter der Handball-Abteilung des TV Arnsberg. Früher spielte er selber Handball, ist schon seit 1990 Mitglied im Verein, durchlief alle Jugendmannschaften und war, bis nach dem Studium der Beruf erst einmal Vorrang hatte, Spieler in der ersten Herrenmannschaft. Seit einigen Jahren ist er nun zurück im Sauerland und unterstützt seinen alten Verein, wo er nur kann.
„Handball ist in Arnsberg schon seit den frühen Siebzigern Sportart Nummer eins“, erzählt er. Das liegt vor allem daran, dass die Handballer zur damaligen Zeit extrem erfolgreich waren. „Mitte der Siebziger stieg unsere Mannschaft sogar in die Oberliga auf, was damals noch die dritte Liga war, und spielte dort drei Jahre lang. So hat sie den Sport hier unglaublich populär gemacht.“ 800 bis 900 Zuschauer kamen zu den Spielen. In den Achtzigern war es dann ein stetiges Auf und Ab in der Verbandsliga. In den Neunzigern schaffte man wieder den Aufstieg und derzeit spielt der Verein auf Landesliga-Niveau, was immer noch im mittleren Leistungsbereich liegt. „Es war immer ein Spektakel. Bei den Derbys gegen Warstein waren teilweise knapp über tausend Zuschauer da und das ist natürlich für einen Sportler, der den Sport nicht professionell betreibt, ein tolles Gefühl.“
Für die Damenmannschaft läuft es zur Zeit sehr gut, bei den Herren hingegen sieht es anders aus. Aber das Ziel ist, das Niveau wieder zu steigern. „Das wird lange dauern, so was wieder neu aufzubauen. Es ist eine schwierige Zeit und es wird auch weiterhin erst einmal eine schwierige Zeit bleiben, aber da muss man sich durchkämpfen.“ Das liegt zum Teil auch daran, dass es inzwischen Probleme gibt, genügend Menschen zusammenzubekommen, die sich im Verein engagieren, ob als Trainer oder in sonst einer Funktion. Auch die Mannschaften zu besetzen, gestaltet sich zunehmend schwieriger. Die erste Herrenmannschaft muss mit Spielern aus der zweiten verstärkt werden, damit die Quantität stimmt. Aber die Schwierigkeiten beginnen bereits im Jugendbereich. Bei den Damen sind alle Jugendmannschaften vertreten. Bei den Jungen trainiert im Moment noch eine A-Jugend. Nach dieser Saison ist jedoch ein Großteil davon zu alt. Aus diesem Grund wurde eine Kooperation mit der SG Ruhrtal vereinbart, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. So spielt die A-Jugend aus Arnsberg dann in der Mannschaft der SG Ruhrtal, gehört aber immer noch dem Arnsberger Verein an.
Es ist ein Loch von etwa vier Jahren, das entstehen wird und dieses zu überbrücken, wird nicht leicht, weiß Niehaus. Er stellt fest, dass viele Jugendliche einfach zu sehr mit der Schule ausgelastet sind. „Früher ist man um 13 Uhr aus der Schule gekommen, hat zu Mittag gegessen, das Nötigste an Hausaufgaben gemacht und um 15.30 Uhr war dann Training. Heute hat immer die Schule Priorität und es kommt vor, dass Eltern für ihre Kinder das Training oder ein Spiel absagen, weil sie für die Schule lernen müssen.“ Natürlich ist der Zeitaufwand nicht gerade gering und man ist Teil einer Gemeinschaft nicht nur für sich selber verantwortlich: Wenn ich nicht da bin, dann fehlt da einer. Ein Teamsport bedeutet also auch, Verpflichtungen einzugehen. Um diesen Beschränkungen zu entgehen, weichen heutzutage viele auf Individualsportarten aus, bei denen man selber entscheiden kann, ob und wann man trainiert. „So geht auch ein wenig der Sportgedanke verloren und die Erfahrung, was es bedeutet, sich mit anderen Menschen auseinandersetzen zu müssen und zusammen für ein Ziel zu kämpfen.“ Nicht nur in der Schule lernt man Dinge, die für das spätere Leben wichtig sind.
Gerade die Gemeinschaft ist etwas, das das Handballspielen sowie Teamsportarten im Allgemeinen ausmacht. „Handball ist ein sehr fairer Sport. Obwohl es so ein intensives Spiel ist, gibt es nur selten übertriebene Härte, wie man das im Fußball häufig sieht“, stellt Niehaus fest. „Dabei ist Handball für mich eine der spektakulärsten Sportarten“, so Niehaus. „Es vereint Kraft, Schnelligkeit und Dynamik. Dazu kommt, dass man zur Halbzeit mit zehn Toren zurückliegen kann und trotzdem noch die Möglichkeit besteht, das Spiel zu drehen. Das macht die Spiele so spannend. Man darf niemals aufgeben, denn bis kurz vor Schluss ist alles möglich. Das schult auch für das Leben insgesamt.“
von Sonja Nürnberger