Visionen und besondere Glücksmomente

Von Kerstin Thielemeier
Er ist ein Visionär – immer schon gewesen. Seine Vision, eine Apotheke in Schmallenberg zu eröffnen, hat Martin Sternberg vor nunmehr 40 Jahren realisiert. Das runde Jubiläum feiert der Apotheker aber nicht nur mit seiner St. Valentin Apotheke in der Obringhauser Str. 4 in Schmallenberg, sondern auch mit seinem „Haus der Gesundheit“.
Nach unzähligen Umbaumaßnahmen im Lauf der Jahrzehnte, hat er Platz geschaffen für die unterschiedlichsten Arztpraxen, den Pflegedienst APO CARE und das Sanitätshaus SANI-VITAL. „Alles unter einem Dach zu haben, das war mein Wunsch, denn im Sinne der Kunden und Patienten war mir wichtig, kurze Wege bieten zu können“, freut sich Martin Sternberg. Mittlerweile sind über 100 Arbeitsplätze im „Haus der Gesundheit“ entstanden. Wenn Sternberg an die Zeit zurückdenkt, in der er die Weichen für den heutigen Erfolg gestellt hat, gibt er offen zu: „Ich habe 1974 noch als Pharmaziestudent mit vollem Risiko für 25 Jahre die Räume am jetzigen Standort angemietet. Das war mehr als blauäugig. Aber ich hatte diese Vision, die ich leben wollte.“ Und diese Vision war die, dass er nach dem Studium unbedingt als selbstständiger Apotheker im Schmallenberger Sauerland tätig werden wollte. Da es zunächst galt, das Studium abzuschließen, wurde die Apotheke Ende 1974 von dem Apothekerehepaar Adams eröffnet. Doch nur vier Jahre später ergab sich für Familie Adams eine beruflich reizvollere Möglichkeit. Das bedeute für Martin Sternberg, dass er als junger Pharmazeut vorzeitig in die Heimat zurück musste. „Ich war mitten in meiner Promotion am Biologisch-Pharmazeutischen Institut in Würzburg. Es war ein schwieriger Spagat, den ich in der Folge zu meistern hatte.“
Mehr als blauäugig
Rückblickend habe er es aber nicht bereut. In vielen Apotheken im ganzen Bundesgebiet konnte Martin Sternberg in den Semesterferien und auch noch nach Ende seines Studiums wertvolle Erfahrungen sammeln. Die wurden für ihn zu wichtigen Puzzleteilen, die sich sich letztlich in sein großes Projekt in Schmallenberg einfügen ließen. Denn klar war ihm immer: „Das Sauerland ist meine Heimat und da gehöre ich hin!“
Der gebürtig aus Lenne stammende Sternberg hat in Würzburg nicht studiert, sondern auch seine Frau kennengelernt. Gerne erzählt er die Geschichte ihrer ersten Begegnung: „Es hat sofort gefunkt. Ich hätte sie ja nie kennengelernt, wäre da nicht der 2. Weltkrieg gewesen!“ Was seltsam klingt, erklärt sich schnell: „Unsere Väter waren Kriegskameraden, die durch Zufall immer wieder in gleiche Gefangenenlager kamen und sich auch nach dem Krieg immer wieder besucht haben. Da war unser Kennenlernen im Grunde nur eine Frage der Zeit …“
Heute sind Gudrun und Martin Sternberg über 40 Jahre verheiratet, zweifache Eltern und seit 1978 in Schmallenberg zu Hause. Der ursprüngliche Mietvertrag für die Apothekenräume wurde 1986 durch den Erwerb des ganzen Hauses abgelöst. Seitdem ist die Apotheke so oft umgebaut und erweitern worden, dass es sich kaum mehr zählen lässt. Im Gebäude gab es unter anderem ein Jeans-Geschäft, ein Café und eine Drogerie, ehe im Jahr 1983 die jetzige Praxis für Allgemeinmedizin entstand, die damals von Dr. Meyer-Schaub, heute mit vier Medizinern von Dr. Althaus geleitet wird. Da sich die Praxisräume schnell als zu klein erwiesen, wurde 1986 zur Südseite für die Apotheke angebaut und im Gegenzug Räume an die Arztpraxis abgegeben. Im Januar des selben Jahres eröffnete im ersten Obergeschoss eine Praxis für Dermatologie, was zu einem weiteren wichtigen Baustein in Sternbergs Gesamtkonzept eines „Gesundheitshauses“ wurde.
Chancen nutzen
Eine Änderung der Gesetzeslage eröffnete 1983 die Möglichkeit der Klinikversorgungen durch öffentliche Apotheken. Diese Option wurde sofort wahrgenommen und als weiteres Standbein in den Apothekenbetrieb integriert. Dazu musste neben dem normalen Labor ein aufwendiges Sterillabor zur Zytostatika-Herstellung eingerichtet werden. Heute versorgt, beliefert, betreut und berät die St. Valentin Apotheke 13 Kliniken, Akut-Häuser, Fachkliniken und Rehakliniken mit insgesamt ca. 2000 Betten.
Im Jahr 1990 wurde von Sternberg eine Idee aus den USA aufgegriffen. Da es bis dahin nur die caritativen Einrichtungen für die ambulante Pflege gab und der Bedarf immer größer wurde, gründete er den privaten ambulanten Pflegedienst APO-CARE. „Durch meinen Unterricht an der damaligen Krankenpflegeschule am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft lernte ich Peter Miebach kennen, den jetzigen Inhaber und Betreiber der APO-Care u. Mobicare Pflegedienste, der beide durch seine Fachkenntnisse zu den führenden Pflegediensten im Schmallenberger Raum ausgebaut hat.“
Im Jahr 1998 konnte ein entscheidender Schritt zur Realisierung des „Hauses der Gesundheit“ gemacht werden, als Sternberg das komplette Gelände der ehemaligen ARAL-Trankstelle erwarb. Jetzt ließ sich die Vision eines modernen Dienstleistungsgebäudes verwirklichen, in dem auf kurzen Wegen nahezu alles zum Thema „Gesundheit“ angeboten wird. Mit einem Hausärztlichen Internisten, einem Facharzt, einem Sanitätshaus-Betreiber sowie den Pflegediensten APO-CARE und Mobi Care als Partner steht das heutige „Haus der Gesundheit“ in der Schmallenberger Obringhauserstrasse /Bahnhofstrasse ganz im Zeichen des Mottos „Beraten. Behandeln. Betreuen.“
Lange darauf gewartet
Martin Sternberg hat seine Ziele immer vor Augen behalten. Und so ist es auch, als er gefragt wird, was rückblickend das beeindruckendste Erlebnis in seinem Leben gewesen sei. Wie aus der Pistole geschossen antwortet Sternberg: „Das war am 18.11.2015 um 17.03 Uhr. Ein wahres Highlight!“ Die Geburt seiner Kinder? Die Eheschließung mit seiner Frau? Das lag doch alles viel weiter zurück! Was hat ihn denn noch derart glücklich machen können? „Plötzlich hatte ich ihn im Visier. 10 Jahre habe ich darauf im Schmallenberger Stadtwald angesessen. Ich habe den stärksten Hirsch der Region, einen 14-jährigen 20-Ender erlegt!“, erzählt er und schmunzelt: „Dieses Glücksgefühl kann auch nur ein passionierter Jäger nachvollziehen.“ Im Oktober wird Martin Sternberg 70 Jahre alt, Visionen aber hat er immer noch: „Mein Sohn Markus ist auch fest in Schmallenberg verwurzelt und wird irgendwann, so hoffe ich, als Geschäftsführer mit einem befreundeten Apotheker das ‚Haus der Gesundheit‘ weiterführen und ausbauen.“ Mit einem Augenzwinkern gibt er zu, dass die Pläne dafür schon in der Schublade liegen.