Winterliche Freiheit atmen

Foto: Sabrinity

Mystische Winterstille legt sich in funkelnden Schneekristallen über das idyllische Dorf mit seinen Fachwerkbauten und seine traumhafte Umgebung. Die Wanderwege: Tief verschneit führen sie zum Kreuzberg und zur Kapelle hinauf, gewunden, steil und schneeverweht geht es hoch zur Bödefelder Freiheit, zu der ja irgendwie jede Straße hier zu führen scheint wie sprichwörtlich alle Straßen nach Rom.
Als Besucher im Frühling, Sommer und Herbst bekommt der Gast im Fremdenverkehrsamt sogleich die herzlich-bündige Empfehlung: „Gehen Sie wandern!“ Ein ganz hervorragender Vorschlag – auch im Winter in und rund um Bödefeld! Immer dem Volksmund getreu, wonach es „schlechtes Wetter“ ohnehin nicht gibt, bestenfalls schlechte weil unpassende Kleidung.
Wer sich also wetter- und schneefest ausstaffiert, kann gerade bei winterlichen Märschen zum Beispiel auf den Kreuzberg hinauf unvergessliche Eindrücke erwarten. Und Erholung pur tanken, denn was ist schon erfrischender als tüchtige Bewegung in klarer, sauberer hochsauerländischer Winterluft?

Foto: Greetje Koele

Foto: Greetje Koele


Sehr beliebt auch und gerade jetzt im Winter ist speziell bei Familien mit (kleinen) Kindern ein Spaziergang zum Wildgehege. Natürlich vor allem zu den Futterzeiten, wenn sich die sonst scheuen Waldbewohner um die Tröge scharen. Auch der schöne große Kinderspielplatz an der Walke Mühle lädt ganzjährig zum Toben und Spielen ein – den Filius winterfest einpacken und rein ins winterliche Outdoor-Vergnügen!
Vornehmlich wird das Naturdorf Bödefeld in der weißen Jahreszeit naturgemäß von Skitouristen bevölkert. „Bevölkert“ ist wörtlich zu nehmen, denn an schneereichen Wochenenden („Ski und Rodel gut bis sehr gut / hervorragend“) strömt gefühlt das halbe Ruhrgebiet zu den Hunauliften, und spätestens um die Mittagszeit bekommt der Ski- und Rodelhase kaum noch das sprichwörtliche Bein an die Erde.
Dass Bödefeld für seinen Skitourismus so überregional bekannt ist, kommt nicht von ungefähr. Das Skigebiet Hunau liegt mitten im Naturschutzgebiet Nasse Wiese, bietet traumhafte Ausblicke, Pisten mit einfachen bis mittelschweren Abfahrten und den längsten Flutlichthang des Sauerlands auf über 800 Metern Höhe – für Rodelfans auf ihrem eigenen flutlichtbestrahlten Rodelhang.
„Die weitläufigen Abfahrten werden auch gerne von Snowboardern besucht“, wissen die Fremdenverkehrsexperten. Und enorm im Kommen ist auch der Langlauf in Bödefeld, den die örtliche Dorfjugend mit großem Elan und sehr erfolgreich betreibt: Die Bedingungen sind geradezu ideal, denn wenn die Schneelage bis zum Dorf hinunterreicht, kann man praktisch vom Ort aus direkt in die Loipe springen.
Logisch, dass ein deart den Wintersport verschriebener Ort auch seinen Skiclub bieten kann, den Skiclub Bödefeld. Den gibt es seit 1991, und die Akteure forcieren die Leidenschaft für den Schneesport von der Pike auf: Just Mitte November hat der Club seine Anmeldungen für die Ski- und Snowboardschule der diesjährigen Saison abgeschlossen. Willkommen sind hier die jüngsten Vereinsmitglieder, Anfänger ab Geburtsjahrgang 2011. Einmal heiß gemacht auf den kalten Sport bleiben viele alle Jahre wieder dabei – und wenn es mal nicht so ungestüm naturschneit über dem Naturdorf, dann besorgen den Rest die Schneekanonen. (sia)
Aber auch bei wenig bis gar keinem natürlichen Schnee – das gab und gibt es auch im 800 Meter hohen Hunausdorf – kann Bödefeld Wintertouristen verlocken: Mystisches, dezent Gänsehaus Erzeugendes hat z. B. die barocke Pfarrkirche mit ihrem sagenumwobenen Relikt zu bieten – der „schwarzen Hand“.
So liest sich die Beschreibung des Geschichtsforschers Johann Suitbert Seibertz in seiner „Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen“ 1864 recht gruselig: „Eine abgeschnittene rechte Hand fand man 1722 … in einem Sarge, die jetzt hinter dem Hochaltar aufbewahrt wird…. schwarz, unverwest und anscheinend durch ein scharfes Instrument vom Körper getrennt.“
Und besagtes Gliedmaß bewahren die Bödefelder seit 250 Jahren in ihrer Kirche auf, jeder Pilger fragt nach der Bewandtnis: Historiker Seibertz vermutete ein Gottesurteil, denn im Mittelalter hat man bei nicht nachweisbaren Morden die Leiche wieder ausgegraben, die rechte Hand abgeschnitten – und begann sie beim Nahen des Mordverdächtigen zu bluten, war er schuldig, Punktum und kurzer Prozess.
Text: Silvia Rinke