Positives Resümee am Ende des Kirchenjahres 2017

Das Reformationsjubiläum 2017 mobilisierte auch Winterberger Christen. Drei Veranstaltungen zur Reformation und Ökumene boten Gedankenaustausch und neue Glaubensperspektiven. Höhepunkt war eine gemeinsame Feier am Vorabend des Reformationstags 2017 mit der Veröffentlichung eines Posters zum Reformationsjubiläum. Eine Fortsetzung ökumenischer Treffen ist geplant.
Reformation und Ökumene sind im Jubiläumsjahr 2017 aktueller denn je und das nicht nur in den bekannten Orten der Reformation. Sie sind und waren auch Thema in Winterberg und Umgebung. Leben wir doch in einem „Grenzgebiet“ evangelisch und katholisch geprägter Kulturräume. In Erinnerung an die Reformation vor 500 Jahren feierten Christen beider Konfessionen ein ökumenisches Fest. Die Feier war der Höhepunkt einer Veranstaltungsreihe aus Anlass des Reformationsjubiläums zu denen eine Initiative katholischer und evangelische Christen des Pastoralverbunds Winterberg und der evangelischen Gemeinde Winterberg in diesem Jahr in Winterberger Cafés und Gaststuben eingeladen hatten. Während der drei Treffen beschäftigten sich die Teilnehmer in Vorträgen, Diskussionen und Andachten mit der Entstehung der Reformation, den Verlauf, den Auswirkungen und der aktuellen Situation und wagten Ausblicke auf die zukünftige ökumenische Bewegung. Am 30. Oktober stand nun das Feiern im Mittelpunkt. Rund 40 Gäste waren gekommen. Sie wurden von den Organisatorinnen, der Familie Engemann und deren Mitarbeitern im Café Engemann herzlich begrüßt. Mit einem Sektempfang, Live-Musik von Tobias Peis und Grußworten von Pastor Norbert Lipinski wurde die Feier eröffnet. In seiner Festansprache brachte Superintendent Stefan Berk auf den Punkt, was Luther mit seiner Glaubensüberzeugung angesichts einer „von Angst zerfressenen Welt“ damals auslöste, was aber genauso heute in den gesellschaftspolitischen Verwerfungen unserer Zeit weltweit gilt. „Vertrauen in Gottes Zukunft. Darauf zu hoffen, dass die Zukunft in seinen Händen liegt – und dort gut aufgehoben ist. Das macht frei. Einfach frei. Von innen heraus frei. Dieser Glaube an Gottes Möglichkeiten sind das beste Mittel, um unser Immunsystem gegen das Angst-Virus zu stärken.“ Mit dem Lied „Halleluja, Gott ist allmächtig und groß“ brachten Ute Röttger und Ludger Kleinsorge anschließend Ihr Gottvertrauen musikalisch zum Ausdruck. Nach der Stärkung der Seele konnten die Gäste anschließend auch Ihren Leib stärken. Das Team des Café Engemanns servierte eine leckere Kartoffelsuppe mit Schnittchen. Das Motto der Feier wurde neben der herzlichen Dekoration mit dem Vorlesen der Geschichte „Das perfekte Herz“ zum Ausdruck gebracht. Es erinnerte die Besucher daran, dass unser Leben ein Geben und Nehmen im Miteinander ist. Die Präsentation des Reformationsjubiläumsposters war ein weiterer Höhepunkt des Abends. Das Poster mit Worten und Zitaten der während der drei Abende gesammelten und für die Teilnehmer wesentlich mit Reformation und Ökumene in Verbindung stehenden Worte und Zitate ist ein sichtbares Zeichen der gemeinsamen Erinnerung an die Reformation vor 500 Jahren im Kirchenjahr 2017. Das Poster entstand in Zusammenarbeit mit Woll – dem Magazin für Sauerländer Lebensart. Es kann im Woll-Onlineshop, im Pastoralverbund Winterberg und in der evangelischen Gemeinde Winterberg erworben werden. Feierlich wurde es als die von Britta Völlmecke und Erika Lefarth gebackene Torte mit Musik und Wunderkerzen hereingetragen wurde. Mit festlicher Musik einiger Mitglieder des Musikvereins „Glück Auf“ Silbach endete ein rundum gelungenes Fest, das über das Kirchenjahr 2017 hinauswirken wird. Eine Fortsetzung der ökumenischen Treffen in Form von lockeren „Stammtischrunden“ ist geplant. Die Organisatorinnen und die Hauptamtlichen der Kirchen danken allen Helfern, den Musikern, der Familie und dem Team des Café Engemann, dem Woll-Magazin und allen Gästen.
Festansprache des Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein Stefan Berk am 30.10.2017 im Café Engemann
An-Gedacht: Apfelgelee gegen das Geunke
Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch Apfelgelee kochen!
Nein, der Spruch ging etwas anders. Luther hätte ein Apfelbäumchen gepflanzt, selbst wenn er gewusst hätte, dass morgen die Welt untergehen würde. Ein Apfelbaum gegen den Rest der Welt, buchstäblich. Apfelgelee gegen alles Miesmachen, gegen das Gerede, dass die Welt zum Teufel geht. Tausend Probleme schlagen auf uns ein, jeden Tag. Die 15 Minuten der Tagesschau reichen längst nicht mehr aus, um wenigstens die wichtigsten Schlagzeilen zu berichten.
Unter uns wird ein böser Virus gezüchtet, und er verbreitet sich mehr und mehr. In England und Katalonien, in Ungarn und Tschechien, in Russland und im Iran, in Amerika und auch bei uns. Gegen Viren helfen keine Impfungen, keine Medikamente. Gegen das Virus der Angst sind alle klugen Ratschläge unwirksam. Wir kommen zu kurz! Heißt die Botschaft der Angstmacher. Der Virus greift um sich, alle wollen möglichst viel vom Leben haben. Wer weiß, was morgen ist! Wer weiß, was kommt! Und wenn dann auch noch Parteien wie die AfD zu Virenträgern werden, wird es wirklich gefährlich. Oder Präsidenten, die sich tatsächlich trauen, „America First“ als angeblich kluge Politik zu verkaufen! Das Angst-Virus greift um sich. Selbst in unserer Kirche: 2040 haben wir nur noch halb so viele Kirchenmitglieder! Dann geht alle den Bach runter!
Ich habe Apfelgelee gekocht. Über 30 Gläser stehen im Kämmerchen. Und im Keller liegen noch mehr Äpfel aus unserem Garten. Apfelgelee ist gut gegen den Angst-Virus. Denn jedes Glas erzählt davon, dass die Apfelbäume auch im nächsten Jahr noch wachsen. Und dass die Vorräte mindestens vier Jahre halten – wenn wir sie nicht verschenken.
Gegen das Angst-Virus hilft nur eins: Vertrauen in Gottes Zukunft. Darauf zu hoffen, dass die Zukunft in seinen Händen liegt – und dort gut aufgehoben ist. Das macht frei. Einfach frei. Von innen heraus frei. Dieser Glaube an Gottes Möglichkeiten sind das beste Mittel, um unser Immunsystem gegen das Angst-Virus zu stärken.
Als Martin Luther vor 500 Jahren den Glauben an Gott neu buchstabierte, war die Welt von Angst zerfressen. Die Menschen duckten sich, um nicht aufzufallen. Die anderen wurden geduckt, von Kaisern und Fürsten, von Päpsten und Pfarrern. Gott selbst schien den meisten Menschen virusverseucht zu sein, war nur noch eine böse Fratze, die allen Angst einjagte vor dem jüngsten Gericht. Und Angst ist immer schon ein schlechter Ratgeber gewesen. Die Menschen lebten mehr schlecht als recht, die hohen Herren bedienten sich nach Lust und Laune, die Gesellschaft stank nicht nur wegen der Pest, sondern wegen der schreienden Ungerechtigkeit. Hoffnung – was war das? Vertrauen – in wen, bitteschön? Leben, das sich lohnt – woher sollte das kommen?
Gott macht gerecht! Drei Worte gegen die Angst. Drei Worte zur Stärkung unseres Immunsystems. Drei Worte, mich aufatmen lassen – heute noch genauso wie damals Martin Luther und mit ihm tausende andere. Gott macht gerecht! Er sucht unsere Nähe. In Jesus Christus wird er Mensch, damit wir menschlich leben können, zugewandt, ohne Hass, ohne die Angst, zu kurz zu kommen. Fasst Vertrauen in Gottes Segen! Fasst Vertrauen in seine Zukunft! Seid frei von der Sorge um Euer Seelenheil! Seid einfach frei!
Ich koche weiter meinen Apfelgelee. Und jeden Morgen, wenn ich ihn auf meinem Brot schmecke, will ich an das Apfelbäumchen der Hoffnung denken, dass Martin Luther gepflanzt hat. Und ich bin mir sicher, dass dieser Apfelgelee dann ein wunderbares Mittel zur Immunstärkung ist – gegen das Virus der Angst.
Und wer es probieren will, der kann ja gleich zum Nachtisch ein Brot mit Apfelgelee essen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Gedanken in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.
Fotos: Jens Gesper / Kirsten Lange