Die Fischmeister von Velmede

Foto: Christina Blum

Aktiver Naturschutz für heimische Gewässer

Mitzuerleben, wie Äschen bei Michael Stratmann und Lars Brackwehr „gestriffen“ werden, ist ein seltenes Erlebnis. Ihre Hände ziehen ruhig das Netz im Wasser zusammen, dann werden die Äschen mit einem Käscher in einen großen Behälter mit Wasser gehoben, behutsam in die Hand genommen und begutachtet. Die weiblichen werden von den männlichen Äschen getrennt und diejenigen, die noch nicht reif sind, werden wieder in den Teich gesetzt. Den Weibchen werden die Eier abgestriffen, diese in einem Behälter aufgefangen, um anschließend das Sperma der Männchen dazuzugeben. Erstaunlicherweise reichen schon ein paar Tropfen aus, um die Masse an Eiern zu befruchten. Diese Mischung darf eine Zeit lang nicht bewegt werden und muss unter bestimmten Temperatur ruhen. Es hört sich einfach an, ist aber ein hochgradig fragiler Prozess. In den ersten Wochen darf nicht die kleinste Erschütterung an die Schale gelangen, in der die Brut liegt. Alle Eier würden umgehend aufhören sich weiterzuentwickeln. Mit einer Glaspipette werden später die leeren Eihüllen aus dem Becken gesaugt – jede einzeln, damit nicht aus Versehen ein geschlüpfter Brütling mitschwimmt.
Diese zeitaufwendige Arbeit für die Fische verrichten Michael Stratmann und sein Kollege Lars Brackwehr, Fischwirtschaftsmeister, jeden Tag mit viel Geduld, Freude und Leidenschaft. Sie züchten und verkaufen heimische Bachforellen und Äschen für diverse Fischverbände und für die Fließgewässer in der Region unter ihrem Logo RUHRTALFORELLE.
„Das Ziel ist die Erbrütung und Förderung der heimischen Bachforelle und der Äsche.“

Foto: Christina Blum

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Abgesehen von den ruhig und an einem Bach gelegenen Naturteichen im Wald, erbauten die beiden in diesem Jahr noch ein Bruthaus an der Ruhr in Bestwig-Velmede, das mit Quellwasser aus Föckinghausen gespeist wird. Nur die höchste Wasserqualität ermöglicht eine Erbrütung der Äschen- und Bachforellen-Eier. Diese testete Michael Stratmann im Winter wochenlang an aufgelegten Eiern in der Erbrütungsrinne (für den Laien sind es Plastikschalen mit Fischeiern darin und Holzdeckeln darauf).
Einen besonderen Beitrag für den Artenschutz in Deutschland leisten die Herren mit der Quappenlaichfischhaltung für den Ruhrverband. Die Quappe gehört in NRW zu den stark gefährdeten Tierarten und ist der einzige dorschartige Fisch im Süßwasser.
Wer sich für das Thema interessiert oder als Anglerverein Rat zur Optimierung der Haltung und Pflege seiner Bachforellen oder anderer Besatzfische benötigt, kann sich gerne auf www.ruhrtalforelle.de umschauen oder sich direkt an Michael Stratmann und Lars Brackwehr wenden.
Weitere spannende Geschichten rund um Meschede und Bestwig gibt es in der 1. Ausgabe vom WOLL Magazin für Meschede und Bestwig. Erhältlich im Handel oder unter www.woll-meschede-bestwig.de 
Text: Christina Blum