„Durch die Milch zum Wahl-Sauerländer geworden“

In einer kleinen Serie stellen wir in lockerer Folge die Lieblingsplätze oder -orte der WOLL-Mitmacher vor. Heute stellt unser niederländischer Kollege Tiny Brouwers seinen Lieblingsplatz vor.
Mein Lieblingsplatz ist das ganze Sauerland: von Medebach bis Meinerzhagen und von Schanze bis nach Bad Sassendorf. Aber, wenn ich zurückschaue, dann lassen sich zwei Lieblingsplätze mit wichtigen Änderungen in meinem Leben verbinden.
Lieblingsplatz 1: Holthausen
Ein Kuhstall als Lieblingsplatz? Jawohl, und zwar der Kuhstall der Familie Belke-Grobe an der Heustraße in Holthausen bei Bad Fredeburg. Als Chef-Redakteur des niederländischen Molkerei-Magazins „ZuivelZicht“ hatte ich in den Niederlanden Rötger Belke-Grobe, seinerzeit Vorstandschef der Molkerei Tuffi Campina, kennengelernt. Und im November 2001 gab es ein Interview mit ihm auf seinem Bauernhof in Holthausen. Durch die Milch haben wir das Sauerland kennengelernt. Durch den Tourismus sind wir geblieben. Denn die Jahre danach haben wir unseren Urlaub immer auf diesem Bauernhof verbracht. Und von dort aus ist die Liebe für das Sauerland und seine Einwohner gewachsen. Immer mehr wurde aus dem Urlaub ein „Entspannt nach Hause kommen“. Denn was kann, um zu entspannen, schöner für einen Milchjournalisten sein als die Aussicht auf den Stall mit Kühen und der regelmäßigen Anfahrt eines Milchsammelwagens.
Lieblingsplatz 2: Bracht
Wohnend im Ballungsgebiet mit seinen mehr als vier Millionen Einwohnern zwischen Rotterdam, Den Haag und Zoetermeer, bekamen wir immer mehr Sehnsucht nach dem grünen und schönen Sauerland. Deshalb starteten wir die Suche nach einem Haus. Wir haben uns viele schöne Orte und Dörfer im Stadtgebiet von Schmallenberg angeschaut. Letztendlich wohnen meine Frau und ich nun seit 2008 total glücklich in Bracht, „im wilden Westen von Schmallenberg“. Der Platz am Christine-Koch-Denkmal in Bracht steht stellvertretend für den ganzen Ort. In dem Haus, das früher an dieser Stelle stand, hat „die sauerländische Nachtigall“, die Dichterin Christine Koch, gewohnt und gearbeitet.
„Was machst du hier in unserem Dorf, wo doch selten was passiert?“, war anfangs die meist gestellte Frage. Bracht ist mein Lieblingsplatz, wo sich, seitdem wir hier wohnen, einiges geändert hat. Die Bürgerinnen und Bürger von Bracht haben zum Beispiel im März 2016 den Dorfverein Bracht-Werntrop e. V. gegründet und dieser Verein hat als Leitmotiv den Spruch „Unsere Zukunft selbst gestalten“. Zusammen mit den anderen Vereinen im Dorf will der Dorfverein eine Bleibeperspektive schaffen und die Lebensqualität steigern. Es gibt aber immer noch Baustellen in Bracht und Werntrop, wie zum Beispiel das Ehrendenkmal und die Kirchenmauer, der Ruf nach verkehrsberuhigenden Maßnahmen, die Verbesserung eines Bolzplatzes, und weitere Projekte. Die Zukunft selbst gestalten, bedeutet auch agieren gegen die Bürokratie, die größer zu sein scheint als in den Niederlanden.
Von Tiny Brouwers
Fotos: Klaus-Peter Kappest