Eslohe vor 25 und in 25 Jahren

Seit 25 Jahren besteht nun schon die Städtepartnerschaft zwischen der Gemeinde Eslohe und der Stadt Kisbér in Ungarn. Über einen genauso langen Zeitraum unterstützt die Koenig’sche Stiftung Projekte und Aufgaben in der Gemeinde. Für die WOLL-Redaktion waren diese beiden Ereignisse, die feierlich im Rahmen des diesjährigen Esloher Herbsts gewürdigt werden, Grund genug, mal zurück und genauso erwartungsvoll nach vorne zu blicken. Wie sah die Welt 1992 in Eslohe aus und wie wird sie vielleicht in 25 Jahren, im Jahr 2042 aussehen? Das IKEK Entwicklungskonzept für Eslohe gibt zumindest schon einmal ein paar Leitlinien vor. „Und solche konzeptionellen Leitlinien“, so Bürgermeister Stephan Kersting, „werden in der Regel bei der zukünftigen Entwicklung und Umsetzung konkreter Maßnahmen als Basis für Entscheidungen zugrunde gelegt.“
Ein Blick zurück: Was in Eslohe 1992 geschah
Alles anders, doch der Name bleibt gleich: Damals regierte Georg von Weichs mit seiner Ehefrau Martina die Esloher Schützen der Schützenbruderschaft St. Peter und Paul. 25 Jahre später ist es sein Sohn Markus von Weichs, der als „Blitzkönig von Eslohe“ nach dem 35. Schuss die Regentschaft in Eslohe übernimmt. Im Jahr 1992 fiel auch der Startschuss für die Esloher Museumsnachrichten. Seit 25 Jahren veröffentlicht das DampfLandLeute MUSEUM ESLOHE nun bereits spannende Beiträge über Land und Leute sowie Neues und Geschichtliches aus Eslohe und Umgebung. Ein ganz besonderes Jubiläum für die Esloher Gemeinde: Am Tag der Deutschen Einheit im Jahr 1992 wurde die Städtepartnerschaft mit der ungarischen Stadt Kisbér unterzeichnet.
Eine deutsch-ungarische Freundschaft entsteht
Etwa 1.200 Kilometer von Eslohe entfernt liegt die 5.300 Einwohner zählende Stadt Kisbér im Nord-Westen von Ungarn. Doch wie ist es zu einer Städtepartnerschaft mit der ungarischen Kleinstadt gekommen? Es ist vor allem Csillia Freifrau von Boeselager zu danken, denn die gebürtige Ungarin aus Arnsberg-Voßwinkel war die Initiatorin der Partnerschaft. Damals war die Ungarin Vorsitzende des Ungarischen Malteser-Caritas-Verbandes und war maßgeblich daran beteiligt, als im Jahr 1989 das ungarische Volk mit der Öffnung der Grenze für das ostdeutsche Volk den eisernen Vorhang zerriss. Als sie den Vorschlag machte, eine Städtepartnerschaft zwischen Kisbér und der Gemeinde Eslohe einzugehen, machte sich eine Gruppe von Eslohern im Jahr 1991 auf, in die etwa 100 Kilometer westlich von Budapest gelegene Stadt in Ungarn.

Für den damaligen Esloher Bürgermeister, Walter Habbel, war bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass der Wunsch nach einer Städtepartnerschaft besteht: „Es war quasi Liebe auf den ersten Blick. Es entstanden viele persönliche Freundschaften zu den Männern, Frauen und ihren Familien vor Ort.“ Ein Jahr später konnte am 3. Oktober 1992 der Partnerschaftsvertrag mit einer Delegation aus Kisbér in Eslohe besiegelt werden. Statt Russisch wurde fortan Deutsch als zweite Fremdsprache in den Schulen vor Ort unterrichtet. Damals war es ungewöhnlich, statt einer englischen oder französischen Partnerschule, einen Schüleraustausch mit einer ungarischen Schule einzugehen. Auch heute ist der Austausch der Schule, in Zusammenarbeit mit dem Benediktiner Gymnasium in Meschede, ein wichtiger Bestandteil der Partnerschaft. Mit den Jahren habe er sich jedoch geändert, stellt Eslohes Bürgermeister Stephan Kersting jedoch fest: „Wir haben deutlich mehr Sprachkompetenz in Kisbér, was die jungen Leute angeht. Es wird mittlerweile Englisch gesprochen und teilweise sogar Deutsch. Das vereinfacht vieles.“
Emotionale Begegnungen
Auch die Städtepartnerschaft sollte sich in den 25 Jahren verändern. Anfangs waren es vor allem existentielle Nöte seitens der ungarischen Kleinstadt, die es zu mindern galt. Es waren vor allem viele Einzelaktionen, die Walter Habbel in Erinnerung geblieben sind: „Beispielsweise hat ein örtlicher Zahnarzt einen Behandlungsstuhl spendiert, sodass auch in Kisbér fortschrittlich Zahnbehandlungen durchgeführt werden konnten.“ Auch ein deutscher Krankenwagen wurde in die ungarische Stadt transportiert.
Das Verhältnis zwischen den Ungarn und Sauerländern war gleich von Beginn sehr emotional und liebenswürdig geprägt. Denn während den 1990er Jahren gab es in Kisbér noch kein Hotel, sodass die Esloher in der Anfangszeit privat bei den Familien unterkamen. „Das hat das Ganze natürlich gefördert“, ist sich der ehemalige Bürgermeister sicher. Auch sein Nachfolger, Reinhold Weber, war von der Gastfreundschaft überwältigt: „Anfangs war es im Grunde ganz leicht, über die Jahre haben sich die persönlichen Freundschaften weiter vertieft.“ In besonderer Erinnerung ist ihm die erste Feier am Museum in Eslohe geblieben. Mit provisorischen Zelten, einem Lagerfeuer und akustischer Musik war die Feier ein voller Erfolg, obwohl alles improvisiert wurde. „Dass das jetzt schon 25 Jahre vorbei sein soll, das wundert mich immer wieder“, schmunzelt der Mitinitiator der Städtepartnerschaft mit Ungarn.
„Es hat sich viel verändert in den Jahren“
Für Stephan Kersting sind seine Vorgänger Walter Habbel und Reinhold Weber „Motoren, die das Ganze erst ermöglicht haben.“ Für ihn war es leichter, als er 2009 das Amt des Bürgermeisters in Eslohe übernahm, schließlich konnte er gegebene Strukturen weiter ausbauen. Im Laufe der Jahre ist die Zusammenarbeit professioneller geworden: „Die Entwicklung von den emotionalen Treffen hin zu einer sachlicheren Partnerschaft hängt mit dem gesellschaftlichen Wandel in Ungarn und Deutschland zusammen“, erklärt Kersting. Denn der Lebensstandard in Ungarn hat sich verbessert, die anfänglichen materiellen Nöte sind in den Hintergrund gerückt. Heute stehen bei der Städtepartnerschaft vor allem der Austausch von Informationen sowie die Weitergabe von Projekten mit der LEADER-Region im Vordergrund.
Trotzdem macht Stephan Kersting deutlich: „Gleichwohl merken wir sowohl hier in Eslohe, als auch in Kisbér, dass das Interesse an einer Städtepartnerschaft immer noch vorhanden ist.“ Der Bürgermeister sieht der Zukunft der Städtepartnerschaft positiv entgegen und freut sich, die Gäste aus Ungarn beim Esloher Herbst begrüßen zu dürfen. Etwa 40 Gäste aus der ungarischen Partnerstadt werden zur Jubiläumsfeier erwartet. „Wir freuen uns in diesem Jahr die 25-jährige Partnerschaft, sowohl mit alten Fahrensleuten als auch mit der jungen Generation feiern zu können“, freut sich Stephan Kersting.
 
Koenig’sche Stiftung hilft den Eslohern seit 25 Jahre
Nicht nur die Städtepartnerschaft feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Die stetige Entwicklung und überregionale Bedeutung des DampfLandLeute MUSEUM ESLOHE wäre beispielsweise ohne regelmäßige Förderung durch die Koenig’sche Stiftung kaum denkbar.
Als Eberhard Koenig 1931 nach Eslohe kam, übernahm er die Geschäftsführung der maroden Werkzeugfabrik Gabriel, die sein Vater erworben hatte. Damals ahnte noch niemand, dass sein Vermögen und seine eindrucksvolle Sammlung technischer Denkmäler der Gemeinde Eslohe zugutekommen sollten. Im Jahr 1960 baute der Junggeselle einen Bungalow auf dem Betriebsgelände, in dem er wohnte. Nebenan errichtete er gleichzeitig ein Gebäude, welches als Privatmuseum für alte Maschinen, Motoren, Loks und Ähnlichem diente. Da er keine Nachkommen hatte, beschäftigte er sich immer wieder mit der Frage, wie er sein Vermögen zusammenhalten konnte. 1981 verstarb Koenig schließlich im Alter von 73 Jahren. In seinem Namen wurde zwölf Jahre später, am 22. Januar 1993, die Koenig’sche Stiftung gegründet. Damals betrug sein Kapitalvermögen rund sieben Millionen DM. Etwa dreieinhalb Millionen Euro sind seitdem in die Förderung kommunaler Projekte geflossen. Die größten Projekte waren der Umbau des Maschinen- und Heimatmuseum in Eslohe, der Bau des Seniorenheims sowie die Renovierung des Hallenbads.
Ein Blick nach vorne – Eslohe im Jahr 2042
Auch wenn man allzu gerne in Erinnerungen schwelgt und vergangene Tage Revue passieren lässt, lohnt sich ein Blick nach vorne: Wie lässt es sich in 25 Jahren in der Gemeinde Eslohe leben? Natürlich weiß niemand genau, wie die Welt im Jahr 2042 aussehen wird, doch die Gemeinde Eslohe hat sich Ziele für die Zukunft gesetzt. Eslohe hat ein sogenanntes Integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) vorliegen, das als Basis für künftige kommunalpolitische Entscheidungen dienen soll. Unter der intensiven Einbindung der Esloher Bürger und unter Leitung eines Planungsbüros ist eine kommunale Gesamtstrategie entwickelt worden, um sich den Anforderungen des demografischen und sozioökonomischen Wandels zu stellen.
„Bürgernah, familiär und lebenswert – unternehmerisch, innovativ und gastlich“ – Diese Leitidee verfolgt die Gemeinde Eslohe langfristig. Eslohe, das soll auch in der Zukunft ein attraktiver Wohnstandort für Kinder, Jugendliche, Senioren und Familie sein. Die Gemeinde als konkurrenzfähigen Bildungsstandort mit guten Freizeit- und Betreuungsangeboten zu fördern, ist hier das Ziel. Dazu gehört aber auch, dass das sympathische Einkaufsdorf ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt und stabile Beschäftigungszahlen aufweist. Gute Nahversorgungs- und Mobilitätsangebote sind für eine hohe Lebensqualität in Eslohe wichtig. Eine mobile Sprechstunde, Wochen- und Feierabendmärkte, der Einsatz des Bürgerbusses sowie innovative Dorfauto- und Carsharingansätze sollen in diesem Zusammenhang gefördert werden.
Eslohe, das ist auch eine beliebte Tourismus- und Ferienregion. Um das sympathische Einkaufsdorf gastfreundlicher zu gestalten, steht eine Erweiterung von WLAN und Freifunk in Planung. In den letzten Jahren ist die Gemeinde Eslohe immer mehr zu einem Eldorado für Wanderer und Radfahrer geworden. Die Einrichtung von Themenwanderwegen und die Weiterentwicklung bestehender Infrastrukturen liegen hier im Fokus. Auch die Dörfer innerhalb der Gemeinde Eslohe sollen gefördert werden, so soll beispielsweise der Dorfplatz in Cobbenrode im kommenden Jahre ausgebaut werden. Mit diesen Konzeptideen des IKEK sowie der Förderung durch LEADER und der Koenig’schen Stiftung, ist der Blick in die Zukunft der Gemeinde Eslohe vielversprechend.