Oberstufenakademie der Abtei Königsmünster Meschede
Von Anke Kemper
Wenn im Mittelalter die Kelche randvoll gefüllt wurden, damit der Wein beim kräftigen Anstoßen überschwappte und sich vermischte, war das ein Zeichen dafür, dass der Burgherr seinem Gast nicht nach dem Leben trachtete. Hätte der Gastgeber den Wein vergiftet, wäre es auch ihm zum Verhängnis geworden. Eine kleine Anekdote über Tischsitten und Tafelkultur aus längst vergangenen Zeiten, die die Referentin Lis Droste den Absolventinnen und Absolventen des Kurses STIL UND ETIKETTE erzählte.
14 Schülerinnen und Schüler hatten sich für das Wochenendseminar in der Abtei Königsmünster eingefunden, bei dem es um das höfliche Miteinander und das Kommunizieren sowie professionelle Auftreten ging. Der Höhepunkt des Seminars war für alle das gemeinsame Essen in stilvollem Ambiente in der Abteigaststätte. Während des Menüs wurden von Lis Droste viele Fragen beantwortet. Ob es um die Besteckfolge oder verschiedene Weingläser ging, wie spricht man den Kellner an, darf man etwas auf dem Teller lassen, wenn es nicht schmeckt oder darf man den Rest Suppe aus der Suppentasse trinken? Souverän führte Lis Droste die Schülerinnen und Schüler durch einen informativen und spannenden Abend.
WOLL sprach mit Bruder Benedikt Müller OSB.
WOLL: Seit dem Jahr 2001 lädt die Benediktinerabtei Königsmünster Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe zur Oberstufenakademie in die Jugendbildungsstätte Oase ein. Welches Konzept steht hinter diesem Bildungsprogramm?
Br. Benedikt: Vielleicht lässt sich dies gut in einem Satz der bedeutenden Pädagogin Maria Montessori ausdrücken: „Hilf mir, es selbst zu tun!“ In der Oberstufenakademie erhalten Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe die Möglichkeit, sich eigenverantwortlich neben der Schule fortzubilden. In verschiedenen Kursen (Coaching, Stil & Etikette, Ausstrahlung, Rhetorik, Kommunikationstraining usw.) haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich in ihrer Persönlichkeit zu bilden, d.h. weiterzuentwickeln.
WOLL: Neben der Oberstufenakademie wurde auch das Projekt Studium Generale ins Leben gerufen. Worum geht es dabei?
Br. Benedikt: Das Studium Generale – unser Bildungsangebot für Studierende – geht konzeptionell in die gleiche Richtung wie die Oberstufenakademie. Eine ganzheitliche Weiterbildung neben dem Studium an Uni oder Hochschule. Mich selbst zu bilden, aber auch Kurse zur Lebensbegleitung zu belegen, damit eben Geist, Körper und Seele im Einklang und somit gesund bleiben. Das Kloster als Lern- und Kraftort. Klöster engagieren sich seit Jahrhunderten in der Bildung. Denn es ist wichtig, Jugendlichen Räume des Lernens zu schenken. „Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, den jungen Menschen zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“ (Maria Montessori)
WOLL: Was bringt den Schülern das?
Br. Benedikt: Schüler und Studierende bilden sich bei uns aus eigenem Antrieb heraus, und Bildung ist ein Grundrecht des Menschen, damit jeder werden kann, der er ist!
Zertifikatsverleihung der Oberstufenakademie
Am 28.06.2017 fand in einem festlichen Rahmen die Zertifikatsvergabe an 27 Absolventinnen und Absolventen für die erfolgreiche Teilnahme an der Oberstufenakademie statt. Als Gastredner sprach Dr. Irving Wolther – auch „Dr. Eurovision“ genannt. Er studierte angewandte Sprach- und Kulturwissenschaften und Journalistik. Neugierig sein auf das, was kommt und auf die innere Stimme hören und dann den Mut haben, ja zu sagen – war seine abschließende Botschaft an die Jugendlichen nach einem humorvollen und beeindruckenden Vortrag.
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