Herausforderungen für Sauerländer Mittelstand

Meschede. Wie werden sich die politischen Rahmenbedingungen für den sauerländer Mittelstand nach der Bundestagswahl ändern? Diese Frage hat der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) jetzt im Mescheder Kreishaus mit fünf Bundestagskandidaten diskutiert.

Patrick Sensburg (CDU), Dirk Wiese (SPD), Carlo Cronenberg (FDP), Annika Neumeister (Grüne) und Reinhard Prange (Linke) waren der Einladung gefolgt. Gastgeber Peter Staudt (BVMW) und Moderator Patrick Feldmann führten durch eine breite Themenpalette.

 Weitgehende Einigkeit unter den Kandidaten herrscht beim Thema Verkehrsinfrastruktur. „Wir brauchen weitere Umgehungsstraßen und bessere Autobahnanbindungen.“, stellt CDU-Mann Sensburg fest und erhielt ausnahmslos Zustimmung. Annika Neumeister hält aber daran fest, dass der Naturschutz bei der Planung der Trassenführungen berücksichtigt werden müsse.

Zoff zwischen SPD und FDP

„Wir sollten auch die Schiene nicht vergessen.“, wirft Dirk Wiese (SPD), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, ein. „Wir alle haben erfolgreich dafür gekämpft, dass die Tunnel im Sauerland zweigleisig saniert werden. Und wir sollten auch die Reaktivierung der Röhrtalbahn zwischen Neheim und Sundern nicht aus den Augen verlieren.“, meint Wiese. Carlo Cronenberg sieht das anders. Die FDP hatte sich dafür ausgesprochen, die Röhrtalbahnstrecke zu einem Radweg umzubauen. „Nur gibt es dort schon einen Radweg!“, moniert Wiese. „Zwei brauchen wir nicht. Also lassen Sie uns die Röhrtalbahn reaktivieren.“

Auch beim Thema Bildung geraten Cronenberg und Wiese aneinander. „Wenn ich höre, dass die FDP vorschlägt, zwei von fünf Berufskollegs in der Region zu schließen, kann ich nur dringend hoffen, dass dieser Vorschlag zurückgenommen wird.“, so Dirk Wiese. Cronenberg kontert: „Mir sind drei gute Kollegs ehrlich gesagt lieber, als fünf marode Schulen.“

Mehr Gelassenheit für die Herausforderungen der Digitalisierung

Der Vorsitzende des NSA-Untersuchungsausschusses, Patrick Sensburg (CDU) glaubt nicht, dass Informatik zum Pflichtfach an Schulen werden müsste. „Wir sollten nicht aktionistisch neue Schulfächer einführen. Die Kids können mit PCs, Smartphones und Tablets ohnehin besser umgehen, als die meisten hier im Saal. Mir wäre wichtiger, die Schüler könnten alle problemlos die Grundfläche dieses Saals berechnen.“ SPD-Politiker Wiese ergänzte, die sogenannten „MINT“-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) lägen auch nicht allen Schülern und daher seien Wahlmöglichkeiten sinnvoll. „Allerdings müssen wir diskutieren, inwiefern Informatik vielleicht eine größere Rolle spielen sollte.“ Neumeister (Grüne) und Prange (Linke) sehen an den Schulen vor allem Nachholbedarf im sozialen Bereich. „Wir wollen die Schulsozialarbeit flächendeckend einführen, auch weil das die Chancengleichheit erhöht.“, so Reinhard Prange.

Zurückhaltung bei Zukunftsfragen

Deutlich wurde in der Diskussion, dass in dieser schnelllebigen Zeit einige Fragen nur durch den Blick in die Glaskugel beantwortet werden können. Welche Antriebstechnik setzt sich bei Autos durch? Annika Neumeister von den Grünen setzt ganz auf E-Mobilität, Dirk Wiese von der SPD sieht, dass auf dem Weltmarkt viele Richtungen vorgegeben werden und würde sich jetzt noch nicht auf eine Antriebstechnik festlegen. Dafür erhält er Zustimmung von Patrick Sensburg, der sich allerdings wünschen würde, dass die Deutsche Automobilindustrie in dem Bereich zum Vordenker würde, anstatt Mitläufer zu sein.