Sauerländer sorgt für Pünktlichkeit

Der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, war für seine Pünktlichkeit und sein Faible für Uhren, die sekundengenau die Zeit anzeigten, bekannt. Für die Genauigkeit der Uhren im Hause Adenauer war jahrelang der gebürtige Schmallenberger Karl Schürmann verantwortlich. Der heute 85-Jährige besuchte Ende Oktober die WOLL-Redaktion und seine alte Wirkungsstätte in der Weststraße in Schmallenberg.

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Karl Schürmann, genannt „Tick-Tack“


Karl Schürmann ist direkt: „Ich hänge am Sauerland. Und wenn sie mich im Rheinland heute fragen, warum ich überhaupt dort wohne, sage ich immer: ‚Weil ich euch Kultur beibringen wollte.‘“ Karl Schürmann wurde am 22. August 1931 in Harbecke geboren und wuchs hier mit sechs Geschwistern auf dem elterlichen Hof Bruss/Schürmann auf. Während alle anderen Geschwister beruflich in der Land- und Forstwirtschaft und somit im Sauerland blieben, zog es Karl in die Ferne. Ein alter Wecker, den der junge Sauerländer im Müll entdeckte und den er darauf reparierte, war wohl der Auslöser für seinen Berufswunsch: Uhrmacher. Im Herbst 1947 beginnt Karl Schürmann eine Ausbildung in Oeventrop, die er ab Sommer 1949 beim Uhrmachermeister Dick in Schmallenberg in der Weststraße fortsetzt und abschließt. Nach ein paar Jahren Gesellenzeit, unter anderem auch in Altenhundem, besucht der begeisterte Uhrmacher die Meisterschule in Hagen und schließt als damals jüngster Uhrmachermeister vor der Handwerkskammer Dortmund die Meisterausbildung ab.
1961 verlässt Karl Schürmann das Sauerland und geht ins Rheinland, nach Königswinter. Und hier beginnt der wohl interessanteste berufliche Teil im Leben des Sauerländer Tüftlers. Karl Schürmann wird der Haus- und Hof-Uhrmacher des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer. „Der Alte“, wie er liebevoll genannt wurde, wohnte im Nachbardorf Rhöndorf. Karl Schürmann gewinnt das Vertrauen des Kanzlers und der versorgt ihn mit großen und kleinen Aufträgen. Bis zu Adenauers Tod 1967 bleibt Karl Schürmann der Uhrmacher von Konrad Adenauer. Karl Schürmann zeigt uns Rechnungen von damals und das Überweisungsformular über 24,40 Mark, eigenhändig von Konrad Adenauer unterschrieben. Konrad Adenauer war nicht nur für seine Pünktlichkeit, sondern auch für seine Sparsamkeit bekannt. Einmal forderte der Uhrmachermeister 14,50 Mark für seine Leistungen. Adenauer handelte: „Sagen wir mal 12“, erinnert sich Karl Schürmann noch genau. Aber es war ihm eine Ehre, für Adenauer zu arbeiten und seine Freundschaft zu genießen. Beide verband auch die Liebe für das Schützenwesen. Konrad Adenauer war Ehrenmitglied bei der Sankt-Hubertus-Schützenbruderschaft in Rhöndorf. Karl Schürmann ist es noch heute. Viele nette Geschichten und Anekdoten aus dieser Zeit kann der überzeugte Sauerländer erzählen.
Karl Schürmann zusammen mit Konrad Adenauer

Karl Schürmann zusammen mit Konrad Adenauer


Karl Schürmann ist auch heute als Rentner immer noch als „Uhrendoktor“ tätig. In seinem Haus in Rhöndorf geht er noch regelmäßig in seine Werkstatt und repariert kleine und große Uhren, am liebsten solche, die angeblich nicht mehr zu reparieren sind. Das erinnert doch an die allererste Uhr, die er im Müll gefunden hat und die er als kleiner Junge wieder ans Laufen gebracht hat. Kein Wunder, dass er damals in Harbecke den Spitznamen „Tick-Tack“ bekommen hat. Und den hört Karl Schürmann auch heute noch gerne.
Zahlungsquittung mit der Unterschrift von Adenauer

Zahlungsquittung mit der Unterschrift von Adenauer