Sauerländer Unternehmer jetzt Bayern Vorstand

Hauptsitz der Firma MENNEKES in Kirchhundem

Der Unternehmer Walter Mennekes aus Kirchhundem ist neuer 2. Vizepräsident der Bayern. Bereits im September hat Walter Mennekes für die Zeitschrift Westfalium – Extra-Ausgabe Sauerland – ein Interview gegeben. Die Frage nach dem FC Bayern München durfte natürlich nicht fehlen.
Hier das Interview aus der Zeitschrift Westfalium, das wir mit freundlicher Genehmigung des Verlages hier veröffentlichen.

Unternehmer Walter Mennekes, seit 25. November 2. Vizepräsident des FC Bayern München

Unternehmer Walter Mennekes, seit 25. November 2. Vizepräsident des FC Bayern München


Westfalium: Herr Mennekes, wenn man über Sie recherchiert, ragen immer wieder drei Themen hervor: Familienunternehmer, Sauerländer und FC Bayern München. Wie passt das zusammen?
Walter Mennekes: Kontakte herzustellen, gehört zum Herzrhythmus meines Lebens. Beide Kontakte sind gemeint: Steckvorrichtungs-Kontakte und mitmenschliche Kontakte. Die Produktion von Steckvorrichtungskontakten für Industrie und Elektromobilität hat unser Unternehmen weltweit zur Marke gemacht, was andererseits ohne stabile Kontakte zu Mitmenschen, zu Kunden, Lieferanten, Partnern, Mitarbeitern und Freunden nicht funktioniert. High-Tech-Produzent und ‚Netzwerker‘ allerdings kann ich nur sein unter Voraussetzungen, die ich selber nicht schaffen kann: Die Familie ist mein Rückhalt, das Sauerland meine Bodenhaftung, unser global aufgestelltes Familienunternehmen oder auch meine aktive Teilhabe im (Verwaltungsbeirat des unternehmerisch geführten) FC Bayern München fördern meine Weltoffenheit und verhindern Schubladendenken. Sie stimulieren meine Tatkraft und bieten mir die Freuden eines intensiv geführten Lebens. So besehen, passt alles bestens zusammen.
Westfalium: Trotz des internationalen Engagements ist das Sauerland die Heimatbasis des von Ihnen, zusammen mit Ihrem Sohn geführten Familienunternehmens Mennekes Elektrotechnik GmbH & Co. KG. Warum?
Walter Mennekes: Hier im Sauerland fing alles an. Mein Vater legte den Grundstein für das Unternehmen. Mit unserem Sohn Christopher steht jetzt die dritte Generation in der Führungsverantwortung. Tradition ist wichtig. Sie stiftet Zusammenhalt, Identität, gehört fest zum Image von Marke. In der Herkunft steckt auch der Kompass für die Zukunft. Sicher, Gegenwart und Zukunft unseres Unternehmens sind an Herkunft gebunden, aber sie sind nicht an sie gefesselt. Denn Tradition ist immer auch der paradoxe Reflex: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu! Klar ist dabei, die neue Generation kann nicht nur brav die Erwartungen der Vorfahren bedienen. Mit ihr wird auch die Lizenz zur Jagd auf unternehmerischen Erfolg neu definiert.
Westfalium: Was erzählen Sie ihren Gästen und Besuchern über das Sauerland und die Sauerländer?
Walter Mennekes: Ich erzähle dann schon mal gern lustige Geschichten über mich, über das Sauerland. Die meisten Gäste haben, wenn überhaupt, vom Sauerland eher ‚neblige‘ Klischeevorstellungen: Provinz, Fichtenrandgebiet, Hinterwäldler usw. nach dem Motto: Sauerländer ist, wer es im Sauerland aushält. Und wenn ich als Sauerländer über mich und die Sauerländer witzeln und lachen kann, dann bricht das Eis. Am besten allerdings zünden derlei Geschichten, wenn die Besucher Gelegenheit hatten zu besichtigen, was mittelständische Unternehmer im Sauerland so auf die Beine stellen.
Westfalium: Die Folgen des sogenannten demografischen Wandels beschäftigen die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft seit einiger Zeit im besonderen Maße. Ihr Unternehmen und Sie persönlich setzen sich in diesem Zusammenhang besonders für die Ausbildung junger Leute ein. Kann man damit die Abwanderung der Menschen vom Land in die Ballungszentren eindämmen oder sogar verhindern?
Walter Mennekes: Seit Jahren kooperieren wir eng mit den hiesigen Schulen und Ausbildungsstätten. Wir erhoffen uns, durch diese Zusammenarbeit beiden eine Perspektive zu bieten: den Heranwachsenden wie auch unserem Unternehmen.
Reisende soll man nicht aufhalten. Jugendliche, die unbedingt das Ortsschild ‚Kirchhundem’ hinter sich lassen wollen, erst recht nicht. Das wäre auch ganz falsch. Allerdings möchten wir all denen eine Chance bieten, die sich für eines unserer zehn Berufsangebote interessieren, die geeignet sind, sich hier wohlfühlen, die bleiben und sich hier ihr Leben einrichten wollen. Gerade bodenständige junge Leute haben das Zeug dazu, verlässliche und tüchtige Mitstreiter zu werden.
Westfalium: Von Ihnen ist zu lesen, dass es für Sie einer Ihrer größten Fehler war, das Maschinenbaustudium an der damaligen Ingenieurschule Meschede, heute Fachhochschule Südwestfalen vorzeitig abgebrochen zu haben. Wie bewerten Sie die Hochschullandschaft im Sauerland heute?
Walter Mennekes: Wie ich es sehe, bietet z. B. die Fachhochschule ‚Südwestfalen’ (Standorte Meschede, Iserlohn, Arnsberg) etwa in Kombination mit einem IHK-Abschluss gute Möglichkeiten für die betriebswirtschaftliche wie auch unternehmerische Fortbildung. Im Übrigen liegen die Fern-Uni in Hagen, die Universitäten in Siegen oder auch in Dortmund, vom Sauerland aus gesehen, auch nicht gerade auf dem Mond. Aus meiner Sicht ist das Angebot in unserem ländlichen Raum, sich durch höhere Abschlüsse zu qualifizieren, gut – und es wird auch fleißig genutzt. Die Mennekes Unternehmensgruppe kooperiert mit diesen Universitäten in den verschiedensten Fachbereichen.
Westfalium: In letzter Zeit konnte man lesen, dass Unternehmen aus der Region Arbeitsplätze in andere, logistisch besser ausgerichtete Städte und Wirtschaftszentren verlegen, weil die verkehrstechnische Infrastruktur hier im Sauerland nicht ausreichend ist. Was muss aus ihrer Sicht in den kommenden Jahren geschehen, damit das Sauerland nicht nur als Tourismusregion einen guten Namen behält?
Walter Mennekes: Provinz ist kein Ort. Provinz ist ein Zustand. Wenn dieses Bonmot stimmt, dann muss überall – besonders auch in den sog. Randgebieten Deutschlands – dafür gesorgt werden, dass Unternehmen nicht nur in Ballungszentren, sondern auch die ‚hidden champions’ auf dem Land in einem optimalen Zustand infrastruktureller Vernetzung (> 100 Mb-s!) agieren können. Das Straßen- und Schienennetz, das ins Sauerland führt, muss nicht gerade komplett erneuert, aber es muss ausgebaut und dadurch schneller und anschlussfähiger werden. Es kann ja nicht sein, dass ich mehr Zeit benötige, um von Kirchhundem nach Olpe zu fahren als von Olpe via Autobahn nach Köln. Und wenn wir heute an morgen denken, dann bitte schön mit der nötigen Infrastruktur für Elektroautos. Bisher basiert unsere Mobilität auf der Nutzung von fossilen Energieträgern, in erster Linie von Erdöl. Die Ressourcen sind jedoch begrenzt. In Verbindung mit erneuerbaren Energien bietet der Elektroantrieb die größten Chancen.
Westfalium: Wenn heute von Infrastruktur die Rede ist, wird immer auch auf die sogenannte Breitbandversorgung, also auf das schnelle Internet hingewiesen. Hier gibt es auch im Sauerland noch erheblichen Nachholbedarf. Wie wirkt sich das zum Beispiel in Ihrem Unternehmen aus und was fordern Sie hier von der Politik?
Walter Mennekes: Das pfeifen schon die Spatzen von den Dächern: Breitband-Internetversorgung am besten per Glasfaser ist – wie Schiene und Straße – inzwischen ein unverzichtbarer Bestandteil kommunaler Infrastruktur, ist, gerade auch für mittelständische Unternehmen im ländlichen Raum ein wesentlicher Wirtschafts- und Standortfaktor. Wenn das Gebot gleichwertiger Lebensverhältnisse von Stadt und Land ernst gemeint ist, dann muss alles, was möglich ist, dafür getan werden, damit auch abseits von Ballungszentren das schnelle Internet selbstverständlich wird. Ich weiß, dass dieses wichtige Thema u. a. in unserem Olper Kreishaus – und damit bei unserem Landrat Frank Beckehoff – angekommen ist und einen hohen Stellenwert genießt.
(Hermann-J. Hoffe)