Buiterling oder WOLL-Sager

Thomas Jessen - all das

Seine Wurzeln liegen eigentlich in Lübbecke, seinem Geburtsort. Weil sein Vater eine Stelle als evangelischer Pfarrer in Eslohe antreten konnte zog die Familie ins Sauerland. Thomas Jessen war damals zwölf Jahre alt. „Als Kinder waren wir viel im Wald, wir haben Hütten gebaut und eben nicht am Smartphone gehangen“, erzählt er. „Das war eine schöne, unbeschwerte Zeit.“
Nach seinem Abitur folgte die Berufswahl. „Ein, zwei Semester habe ich Theologie studiert, wie mein Vater. Habe aber gemerkt, dass es nichts für mich ist“, sagt Thomas Jessen. „Jura oder Medizin gefielen mir auch nicht. Dann habe ich überlegt, was ich den ganzen Tag machen könnte ohne, dass mir langweilig wird. Und das war die Malerei.“ Zwei Mappen fertigte er an. Eine schickte er nach Stuttgart, eine nach Düsseldorf. Die Kunstakademie in Düsseldorf wählte ihn aus vielen Bewerbern aus.

Foto: Laura Kappen

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„Während meiner Jahre in Düsseldorf hatte ich immer das Gefühl im Sauerland etwas zu verpassen. Die Natur verändert sich so schnell. Die Sehnsucht war groß“, erzählt Thomas Jessen. „Manchmal habe ich gedacht: Jetzt riecht es bestimmt wunderschön nach Lindenblüten.“
Nach der Geburt seiner Kinder begann die Suche nach einer Möglichkeit auf das Land zu ziehen, Düsseldorf den Rücken zu kehren. In Eslohe, dem Ort seiner Kindheit, ergab sich die Möglichkeit, die die Familie direkt ergriff. „Ich bin immer gern auf dem Land gewesen. Ich liebe die Jahreszeiten“, erzählt Thomas Jessen. „Mit den Kindern war es im Dorf schön, denn hier kennt jeder jeden. Wir konnten die Kinder laufen lassen und viel Freiraum geben. Keine Anonymität bringt natürlich auch Tratsch mit sich, aber dies ist auch Zeichen von Interesse der Menschen.“ Seine Kinder genießen auch heute oft die Natur in Eslohe und kommen vom Studium nach Hause und erledigen die Lernerei oft im schattigen Wald.
Thomas Jessen als Künstler hat seit einigen Jahren sein Atelier im alten Bahnhof in Eslohe. Viel Platz und viel Ruhe für die Malerei. Aus der Natur bringt er sich Pflanzen mit, die als Vorlage für seine Bilder dienen. Große Leinwände. Ölfarben. Ehrliche Bilder von der Natur und den Menschen. Seine Bilder sind in Galerien in Berlin und München zu sehen. „Eine Kunstauseinandersetzung im Sauerland gibt es nicht, aber ich verstehe das Sauerland zusammen mit dem nahen Ruhrgebiet als eine große Stadt, eine große Region. Es ist oft Kopfsache, dass alles weit weg ist“, sagt er.
Foto: Laura Kappen

Foto: Laura Kappen


„Das Sauerland ist toll. Es ist keine Idylle. Es ist nicht Mallorca oder die Toskana, aber die Lebensqualität ist enorm“, sagt Thomas Jessen. „Dazu ist der Sauerländer an sich herzlich, offen und direkt. Entweder man kann damit umgehen oder nicht. Dass der Sauerländer stur ist und nicht redet kann ich nicht bestätigen. Man muss nur einen Draht zu den Menschen hier finden.“
Thomas Jessen empfindet das Sauerland als seine Heimat und beschreibt sein Heimatgefühl wie ein Paradies, die Ruhe, die Gerüche der Natur, der Tau auf dem Gras am frühen Morgen und die Kühle vom Wald. „Es ist einfach unbeschreiblich, unbeschreiblich schön!“
Beitrag unter der Rubrik „Heimatkinder“ von Laura Kappen.
Foto: Laura Kappen
Erschienen im WOLL-Magazin Herbst 2016 – für Schmallenberg/Eslohe

Foto: Laura Kappen

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