BioWild-Projekt gibt Aufschluss über die Wald-Wild-Situation

biowild-16Die Luft ist frisch und kühl, es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit – eben typisch herbstlich. Wir befinden uns mitten im Wald zwischen Siedlinghausen und Rehsiepen. Mit uns ist eine Gruppe aus Waldbesitzern, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Jagdausübungsberechtigten und Förstern hier. Aber was machen wir hier?
Bei einer Informationsveranstaltung zum BioWild-Projekt soll uns erklärt werden, was es mit dem laufenden Projekt auf sich hat und wir dürfen live dabei sein, wenn erste Ergebnisse aufgenommen werden.
biowild-02Übergeordnetes Ziel des Projekts ist es, klimastabile und leistungsstarke Mischwälder aufzubauen. Eine überhöhter Schalenwildbestand kann diese Zielsetzung jedoch behindern oder unmöglich machen. Eine Objektivierung der Wald-Wild-Situation ist daher erforderlich und dafür müssen alle Beteiligten gemeinsam optimale Lösungen finden. „Denn nicht jede abgefressende Knospe sei auch gleich ein Schaden“, betonten die Verantwortlichen.
biowild-05Bei dem Projekt werden in fünf Bundesländern insgesamt etwa 250 Weisergatter erstellt – 50 davon befinden sich im Hochsauerlandkreis. Die Gatter haben eine Größe von 12 x 12 Meter und in ihnen wird der Zusatand der Vegetation ohne Wildeinfluss erfasst. Jedem dieser Gatter steht eine nicht gezäunte Vergleichsfläche mit Wildeinfluss gegenüber – unter vergleichbaren Standortbedingungen. Pro 100 Hektar Waldfläche besteht ein solches Versuchsflächenpaar. Nun gilt es, die Vegetation in der gezäunten Fläche und in der frei liegenden Vergleichsfläche aufzunehmen und mögliche Schäden an der Waldbiodiversität und der Waldverjüngung objektiv zu bewerten. Waldbesitzer und Jagdausübungsberechtigte sollen anhand dieser Informationen miteinander entscheiden, wie sie waldbaulich und jagdlich vorgehen. Denn jeder hat andere Interessen. „Der eine möchte viel Wild und wenig Vegetation, der ander lieber viel Wald und wenig Wild“, erklärt Hans von der Goltz, Bundesvorsitzender der ANW und Projektverantwortlicher.
biowild-07Der Zaun ist ein Filter gegen Schalenwild, insbesondere Rehe, Hirsche und Muffelwild – sonst jedoch sind alle anderen Bedingungen gleich. Zweimal im Jahr werden die Ergebnisse aufgenommen, im Frühjahr und im Spätsommer oder Herbst. So werden einmal der Winterverbiss und einmal der Sommerverbiss erfasst. Weitere Fragen während des Projekts sind: Der Wildverbiß welcher Tiere ist zu bemerken? Welcher Lichtfaktor ist vorhanden? Der Zuwachs welcher Bäume wird bemerkt? Welche weitere Vegetation ist vorhanden? Wie ist die Lebensraumbedingung für das Wild?
Der Vergleich der beiden Flächen lässt Rückschlüsse auf den Einfluss des Schalenwildes auf Waldgesundheit und Biodiversität zu und es können auch betriebswirtschaftliche Konsequenzen gezogen werden.
biowild-09Dr. Torsten Vor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Göttingen und gemeinsam mit einigen Mitarbeitern für die Vegetationsaufnahmen verantwortlich. Für die wildbiologische Erhebung ist Claudia Jordan-Fragstein als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität Dresden zuständig. Etwa eine Woche ist das Team zur Aufnahme im Sauerland. Regelmäßig werden die Ergebnisse transparent gemacht, damit die Beteiligten und auch die Öffentlichkeit informiert sind und entsprechende Massnahmen diskutiert und durchgeführt werden können. Denn ein gesunder und vielfältiger Wald geht uns alle an.
 
Info:

  • Die Projektkoordination übernimmt die ANW-Deutschland e.V.
    Weitere Projektbeteiligte sind: Technische Universität Dresden, Universität Göttingen, Technische Universität München
  • Das Projektbudget umfasst bis 2021 umgerechnet 2,5 Millionen Euro. Ca. 2 Millionen Euro werden durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums finanziert, der Eigenanteil von 0,5 Millionen Euro wird durch die Projektpartner, Waldbesitzer, Forstverwaltungen und Nichtregierungsorganisationen aufgebracht.
  • Die Überwachung der Vegetation findet auf einer Gesamtwaldfläche von ca. 25.000 Hektar statt. Etwa 5.000 Hektar davon befinden sich in NRW zwischen Bödefeld und Winterberg.
  • Weitere Info unter www.biowildprojekt.de