Einmal Höhenflug, bitte!

Die ersten drei Etappen liegen hinter mir und die Socken qualmen noch vom Anstieg nach Wildewiese. Kerrokiste, was is dat heiß im Sauerland! Nur gut, dass der Höhenflug neben wunderbar sonnigen Aussichten auch herrlich kühle Wälder zu bieten hat.imag3673
Sonntagmorgen gab es erst einmal ein paar lecker Dicke Sauerländer von Metten mit den Jungs vom Altenaer SGV bei meinem alten Kumpel Hardy vor seiner Kneipe in der Bachstraße. Direkt daneben geht nämlich der Höhenflug los, mit einem steilen Anstieg zur Burg. Wer er lieber gemächlich angeht, dem sei der astreine Eventaufzug zur Burg empfohlen, der sich nur zweihundert Meter entfernt in der Lennestraße befindet. Dort findet man nicht nur eine schnelle Aufstiegsmöglichkeit, sondern auch eine spannende multimediale Erlebniswelt mit toll gemachten Sagenstationen. Oben angekommen kann man dann nicht nur die Burg und die dort befindliche erste Jugendherberge der Welt besichtigen, sondern es gibt auch lecker was auffe Gabel. Und Pils.imag3386
An Letzteres musste ich sehnsüchtig denken, als wir uns vor der Höhenflug-Tafel am Burgeingang den ersten Schweiss von der Stirn wischten. Von dort ging es als männliche Viererbande auf dem alten Drahtweg der Drahtstadt Altena hoch zum Hegenscheid mit seinem kleinen Flugplatz. Sieht schon klasse aus, wenn so ein schnittiger Segelflieger vor dem atemberaubenden Sauerlandpanorama seine Kreise zieht. Trotzdem glaube ich nach wie vor nicht, dass der Slogan „Sauerland-Höhenflug – Nur Fliegen ist schöner!“ wirklich immer stimmt. Denn oben sitzt man nämlich in einer engen Kabine und atmet die muffigen Ausdünstungen der Mitflieger ein, während man unten in der Gaststätte die Beine ausstrecken und gesunde Waldluft inhalieren kann. Und ein Pils bestellen – endlich! Der Rest ist schnell erzählt, denn SGV-Veteran Karl Richter hatte trotz 78 Lenzen noch den Turbo eingeschaltet und gab richtig Gummi, bis wir über Kohlberg und Quitmannsturm die Hönnequelle erreichten. Von dort oben kann man fast das kleine Neunrader Häusken sehen, in dem meine Omma wohnte. Und ihre Hitte, die hinterlistige Ziege, die sich von allen streicheln ließ und nur mir dann beim Verlassen des Stalls immer ihre Hörner in den Kinderarsch rammte.
Eine halbe Stunde später war mit dem Haus Wilhelmshöhe. Hier findet der müde Wanderer nicht nur gemütliche Zimmer zu vernünftigen Preisen, sondern es gibt auch eine sehr abwechslungsreiche Speisekarte, die ich bereits am Vorabend mit ein paar guten Freunden testen durfte. Sonntags ist dort zwar Ruhetag, aber dank guter Vorplanung warteten an geheimer Stelle ein paar kühle Getränke auf uns. Von der Wilhelmshöhe kommt man dann bequem mit Bus und Bahn wieder zurück nach Altena. Ich fand mein Auto allerdings besser, denn nach 17 Kilometern bei 28 Grad ist klimatisiertes Sofortsitzen nicht das Schlechteste.
Für den Abend waren bereits Zimmer und ein Tisch im Henblas in Altenaffeln reserviert. Dort traf ich mich dann zum Dinner mit meinem alten Freund Klaus-Martin, der aus Berlin angereist war, um mit mir die nächsten zwei Etappen des Höhenflugs zu erleben. Über das Henblas schreibe ich später nomma extra einen Beitrag, denn ein Waliser Hotel-Restaurant, wo man sich laut Inhaberin Petra Hollex-Leach zwar auch über die Sonne, aber noch mehr auf die kalte Regen- und Nebelzeit des Jahres freut, verdient genauere Betrachtung, woll.
Der Rest bis heute in Kurzfassung, das soll ja eine Art Blog sein und kein Roman. Etappe zwei von Neuenrade über den Hexentanzplatz astrein, die Strecke bin ich als Kind schon hundert Mal gelaufen und ich finde sie immer noch toll. Vor allem wegen dem Hexentanzplatz, an dem uns als Kindern immer die Muffe ein zu hundertachtzig ging, vor allem an trüben Herbst- und Wintertagen. Kurzer Blick hinüber zur berühmten Affelner Kirche mit ihrer markanten Kuppel und rupptitupp waren wir wieder am Ziel in Altenaffeln. Knappe 11 Kilometer, das schafft selbst Onkel Theo mit seiner Schnappatmung. Prädikat: Wunderschön und selbst für Weicheier und Socken-in-Sandalen-Träger mühelos machbar.
Die dritte Etappe von Altenaffeln nach Wildewiese (22 km) fordert da schon erheblich mehr, vor allem bei 31 Grad im Schatten. Ein Glück, dass die ersten 11 Kilometer des Höhenflugs bis Hagen fast ausnahmslos auf weitem Weg durch kühlen Wald verlaufen. Hier und da öffnen sich atemberaubende Weitblicke, ein Falke schwebt über weitem Tal, Schultes Fichtenmoppett knattert in der Ferne. Wir passieren Kapellchen und Kreuze, steigen hinab in Richtung Kuhschisshagen und lassen unterwegs an der Neuen Quelle kurz die Seele und die Füße baumeln. Überall im Wald sieht man tiefe Löcher und verfallene Stolleneingänge, Tafeln am Weg erzählen die Geschichte vom Bergbau rund um Hagen und der Zeit der tausend Köhlerfeuer. Rauf nach Wildewiese wird es hier und da mal etwas arg muckelich in der Sonne. Wir werden trotzdem etwas schneller, denn über der Silhouette von Steinbergs Gasthof in Wildewiese schwebt die Fata Morgana eines frischen Veltins.
Kaum ist die Kehle bei Steinbergs frisch geölt, stehe ich schon mit Mundwerker Michael Klute auf der Bühne im Wildewieser Biergarten. „Sauerländer Häppkes – Lauschen, lachen und genießen“ lautet unser Programm. Das Essen ist spitze, der Mundwerker in Hochform und das Publikum begeistert. Angeblich war ich auch nicht ganz schlecht und darf sogar einige Exemplare meiner neuen Schwarte „Fragen Sie Dr. Nürsel“ signieren.
So, getz bin ich aber ersma oppe, inne Wicken, fix und foxi und gehe inne Falle. Ich würd ma sagen: bis die Tage, woll
Von Michael Martin
Hier einige Eindrücke von der Wanderung auf dem Höhenflug
 
imag3602 imag3575 imag3565 imag3561 img_3080 imag3557 imag3550 imag3395 imag3386 img-20160913-wa0009 img-20160911-wa0002 imag3673 img_20160913_114514 img_20160912_110236 img_3141 img_3139 img_3135 img_3134 img_3112 img_3111 img_3104