Guido Bunsen aus Bamenohl ist leidenschaftlicher Dudelsackspieler

WOLL Sauerland Dudelsack

Wenn Guido Bunsen sein Lieblingsinstrument auspackt und in „voller Ausstattung“ zu spielen beginnt, kann es schon einmal laut werden. „Bis zu 105 oder 110 Dezibel“, verrät der 36-jährige Bamenohler. Das entspricht dem Lärm einer Kreissäge oder eines Presslufthammers. Deshalb übt er auch selten zu Hause und geht mit seinem Dudelsack des schottischen Traditionsherstellers Shepherd lieber in den Wald.
Seine Great Highland Bagpipe holt der leidenschaftliche Dudelsackspieler ohnehin nur zu besonderen Anlässen hervor, wie bei Hochzeiten, Beerdigungen (!), Geburtstagsständchen, Familienveranstaltungen, Firmenfeiern oder beim Zusammenspiel mit einem Orchester. Mittlerweile umfasst das Repertoire von Guido Bunsen auf dem schottischen Nationalinstrument „25 bis 30 Stücke“. Die meisten davon kann er auswendig spielen. Die beliebtesten Stücke sind „Scotland the Brave“, einer der drei inoffiziellen schottischen Nationalhymnen, das unvermeidliche „Amazing Grace“ oder „Highland Cathedral“.
Bis der verheiratete Außendienstvertreter für Baustoffe routiniert die richtigen der neun Töne auf der Spielpfeife seines Hochland-Dudelsacks getroffen hat, hieß es: üben, üben, üben. „Am Anfang war ich ein paar Mal soweit, dass ich die Axt aus dem Keller holen wollte“, lacht der Bamenohler über die schwierige erste Zeit mit dem neuen Instrument.
Denn Guido Bunsen ist eigentlich Schlagzeuger. Gelernt hat er dieses Instrument von der Pike auf bei Franz Schutzeichel in der Musikschule Attendorn-Finnentrop.
Von 2001 bis 2004 machte der jetzt 36-Jährige aus seinem Hobby zwischenzeitlich einen Beruf und spielte im Heeresmusikkorps 300 Koblenz als Orchester-Schlagzeuger. Bei einem Auftritt in der damaligen Köln-Arena wurde Guido Bunsen dann musikalisch „emotional erwischt“. Der Grund war eine schottische Militärkapelle, die mit Dudelsäcken in die Arena einmarschierte. „Das will ich auch noch lernen“, stand für den Bamenohler sofort fest.
Nach einer Pause fing Bunsen 2010 wieder ernsthaft mit dem Dudelsackspielen an. Der wichtigste Teil dieses komplexen Instrumentes (siehe Infobox) wurde für ihn die kleine Übungspfeife, „Practice Chanter“ genannt. Auf dieser Pfeife werden die einzelnen Stücke auswendig einstudiert, damit hinterher der richtige Ton aus der Spielpfeife kommt.
Nach über fünf Jahren beherrscht der Bamenohler sein Lieblingsinstrument. „Man muss mit dem Bauch pusten“, schwört Bunsen auf die Atmung über das Zwerchfell. „Wenn man schon einmal ein Instrument von der Pike auf gelernt hat, ist das eigentlich gar nicht mehr so schwer“, ist der Dudelsackspieler aus Leidenschaft überzeugt. Auch, wenn das in den ersten Jahren vielleicht ganz anders ausgesehen hat.
Inzwischen ist Guido Bunsen zu einem richtigen Schottland-Fan geworden, nicht nur wegen des Nationalgetränks. „Der Whisky schmeckt richtig gut“, weiß der 36-Jährige aus Erfahrung. Einmal ist Guido Bunsen schon im hohen Norden von Großbritannien gewesen, auf seinem Motorrad. „Da habe ich aber nur einen Dudelsackspieler gesehen“, erinnert sich Bunsen. „Und in Inverness lief nicht ein Einheimischer im Kilt herum.“ Inverness ist die Hauptstadt der Highlands.
Von den Highlands zurück ins Sauerland: Hier trägt Guido Bunsen bei seinen Auftritten natürlich den Kilt – seinen neun Meter weiten Faltenrock -, dazu Sporrans (Taschen), passende Strümpfe mit Sockenhaltern (Flashes) und Schuhe (auf Gälisch Ghillie Brogues) und eine Kappe (Glengarry). Nur das traditionelle Messer (Sgian Dubhs) fehlt.
Zwei Träume hat der Dudelsackfan aus Bamenohl noch. Zum einen will er unbedingt das berühmte „Edinburgh Military Tattoo“ miterleben, das größte schottische Musikfestival vor dem altehrwürdigen Castle. Und zum anderen würde er „schon gerne in einer schottischen Pipe-Band“ mitspielen; mit allem, was dazugehört. Aber noch ist Guido Bunsen hierzulande musikalisch „ein Einzelkämpfer“. Um das zu ändern, bietet er an der Musikschule Lennetal Unterricht an der „Great Highland Bagpipe“ an.
Den Auftritt im März 2014 im Bundesligastadion von Borussia Mönchengladbach wird Bunsen nicht so schnell vergessen. Damals hatten Gladbach-Fans den Bamenohler zum Heimspiel gegen den FC Augsburg eingeladen. Mit dem Sonderzug ging es von Siegen ins Rheinland. Als Guido Bunsen mit dem Dudelsack im Borussia-Park einmarschieren wollte, stoppten ihn die Ordner. Erst nach einer Spielprobe ließen die Kontrolleure den Köln-Fan (!) auf die Tribüne. Seitdem wissen die Gladbach-Aufpasser auch, was ein Dudelsackspieler aus Bamenohl unter dem Schottenrock trägt.
Kontakt aufnehmen kann man mit Guido Bunsen über guido.bunsen@googlemail.com

von M. Droste [Text/Foto] und G. Bunsen [Foto]

Am Anfang braucht der Dudelsack-Neuling nur eine Übungsflöte (engl. Practice Chanter genannt). Dieser Practice Chanter wird direkt angeblasen und klingt, im Verhältnis zur richtigen Pipe, sehr leise und ist relativ günstig zu haben. Man benötigt die Übungspfeife zum Erlernen der nicht ganz einfachen, aber elementar wichtigen Fingersätze. Über die Blowpipe (das Mundstück/Anblasrohr) kommt die Luft in den Sack, der meist aus Schafs-, Ziegen- oder neuerdings aus Elchleder oder sogar aus Goretex besteht. Ein Rückschlagventil an der Unterseite der Blowpipe verhindert, dass die eingeblasene Luft wieder austritt. Ist der Sack mit Luft gefüllt, drückt man mit dem Arm, unter dem sich der Sack befindet, die Luft gleichzeitig aus den vier verschiedenen Pfeifen und bringt diese dadurch zum Klingen.
Die schottische Great Highland Bagipe besitzt zwei verschiedene Arten von Pfeifen: zum einen die drei Drones (das sind die, die dem Dudelsackspieler auf der Schulter liegen und den brummenden dunklen Dauerton erzeugen) und zum anderen den Pipe-Chanter – die Spielpfeife, die die Melodie erzeugt. Das geschieht, ähnlich wie bei Oboe und Klarinette, durch sogenannte Rohrblätter.
Ein schottischer Hochland-Dudelsack ist ab 500 Euro zu haben, kann aber auch einige Tausend Euro kosten. Sackpfeifen – wie der schottische Dudelsack – sind weit verbreitet. Es gibt sie unter anderem in Irland, Spanien, Frankreich, Bulgarien, Rumänien, der Türkei, aber auch in Afrika und Asien.
Quelle: The Hohenlohe Highlanders Pipes & Drums

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