Trotz neuer Wohnungsgesetze: zunehmende Stadt-Land-Kluft in NRW

Seit Juni 2015 gilt das Besteller-Prinzip auf dem gesamten deutschen Immobilienmarkt. Die in vielen Regionen bereits zeitgleich eingeführte Mietpreisbremse soll in diesem Jahr auch in Niedersachsen eingeführt werden. Nur wenige Ballungsräume und Großstädte werden davon betroffen sein. Im Sauerland etwa, wo eine Mietpreisbremse bereits für Soest und Bad Sassendorf aktiv ist, hat sich seit deren Einführung in Nordrhein-Westfalen verhältnismäßig wenig geändert. In den Städten der Metropolregion Rhein-Ruhr gibt es weiterhin starke Kontraste, die sich unter anderem aufgrund der Flüchtlingskrise eher verschärfen, da die Neuankömmlinge noch immer vorzugsweise in ganz bestimmte Großstädte ziehen.

Erschwerte Vermietungsbedingungen

Ursprünglich sollte die neue Regelung, dass Immobilienbesitzer Kosten für Maklerprovisionen nicht mehr an ihre zukünftigen Mieter weitergeben dürfen, die Wohnungssuche in Städten mit wenig freiem Wohnraum für Umziehende vereinfachen. Tatsächlich hat das Besteller-Prinzip aber dazu geführt, dass die Kosten für Makler durch die Vermieter in vielen Fällen lieber ganz eingespart werden, wodurch auch Neuvermieten einen größeren Aufwand bedeutet. Gleichzeitig bleibt das eigentliche Problem – der im Verhältnis zur großen Nachfrage sehr knappe Wohnraum – weiterhin bestehen (bzw. vergrößert sich wegen der Konkurrenz durch Asylsuchende sogar weiter), was die Situation zunehmend verkompliziert.

Unterschiedliche Voraussetzungen für Zuzug zwischen Rhein und Ruhr

Prognosen der Immobilien-Zeitung zufolge sind außerdem in einigen besonders von Zuzug betroffenen Städten wie Bonn, Essen und Dortmund ganz unterschiedliche Entwicklungen zu erwarten. Während in Bonn, wo die Zuwanderung im Verhältnis zur Bevölkerungszahl vor Frankfurt und München am höchsten ist, die Mieten voraussichtlich um 7,7 % steigen, könnten in Essen und Dortmund, wo seit den 60er-Jahren eher ein Bevölkerungsschwund zu beobachten war, zwischen 2,2 und 2,3 % Leerstand abgebaut werden.

Flexiblerer Markt durch größere Autonomie der Mieter?

Als Reaktion auf die Umsetzung des Besteller-Prinzips sind verschiedene Immobilien-Start-ups entstanden, welche ergänzend zu klassischen Portalen wie Immowelt, Immonet oder Immobilienscout24 verschiedene Möglichkeiten für Wohnungsanbieter und -suchende eröffnen, den Markt zu sondieren und miteinander in Kontakt zu treten. Mit Vendomo hat sich allerdings erst kürzlich eines von ihnen aufgelöst – man wird also noch sehen, welche Jungunternehmen sich längerfristig auf dem Markt durchsetzen können. Gleichzeitig bleibt es spannend zu beobachten, wie sich die verschiedenen Faktoren auf die Situation der Makler auswirken werden, die in den einzelnen Regionen tätig sind.

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