Regierungspräsident Bollermann auf Zeitreise in Attendorn

WOLL Sauerland Regierungspräsident Bollermann in Attendorn

Als der damals 17-jährige Gerd Bollermann aus dem kleinen Dorf Helmeringhausen bei Olsberg Mitte der 1960er-Jahre nach Attendorn kam, erlebte der junge Mann „einen Quantensprung“. „Attendorn, das war für mich eine Großstadt“, erinnert sich der längst in Dortmund Wohnende mit den Sauerländer Wurzeln. Drei Jahre wurde die Hansestadt Attendorn für den Verwaltungsangestellten zur zweiten Heimat.

WOLL Sauerland Regierungspräsident Gerd Bollermann in Attendorn

„Da habe ich gewohnt.“ Der Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann zeigt Bürgermeister Pospischil das Haus Hoberg.


Fast ein halbes Jahrhundert nach seinen „prägenden Lebensjahren“ in Attendorn besuchte Dr. Gerd Bollermann, der es bis zum Regierungspräsidenten gebracht hat, auf Einladung von Altbürgermeister Alfons Stumpf die Hansestadt. Wenige Wochen vor seinem Ruhestand nutzte der BVB-Fan den Besuch zu einer Zeitreise.
Die ersten vier Wochen wohnte der junge Angestellte der Stadt Attendorn in einer Pension an der Windhauser Straße. Danach bezog er ein Zimmer bei Schuhmachermeister Paul Hoberg, in Attendorn nur „Hobergs Vater“ genannt. An die „etwas dunkle Werkstatt mit den kleinen Fenstern“, die „knarzige Holztreppe“ und die „ausgesprochen herzliche“ Atmosphäre im Haus Hoberg kann sich der späteren Regierungspräsident noch genau erinnern. „Das war ein Urtyp, den es so heute vielleicht nicht mehr gibt.“ Aber in einem Punkt kannte die „erzkatholische“ Familie Hoberg kein Pardon. „Damenbesuch war nicht erlaubt“, lachte Dr. Gerd Bollermann, als er vor dem kleinen Haus hinter dem Rathaus stand.
Entsprechend „kurz“ war der Weg des jungen Angestellten zu seiner Arbeitsstelle in der Stadtverwaltung. Sein oberster Chef war Dr. Weber, ein für seine Mitarbeiter und die Attendorner Bürger gleichsam „unnahbarer“ Stadtdirektor. Viel lieber erinnert sich Dr. Bollermann an Werner Keseberg, viele Jahre Leiter des Ordnungsamtes, oder Karl Schäfer, einer der damals noch städtischen Krankenwagenfahrer. Keseberg hatte den Mann aus dem Hochsauerland auch zum MGV Sauerlandia mitgebracht. Beim „Meisterchor“ erlebte der erste Bass die „ersten großen Reisen“ seines Lebens. An „eine Besondere“ erinnert er sich noch genau. „Das war in Holland. Wir hatten einen Preis gewonnen und sangen in einer großen Halle in einem tollen Hotel.“
Seine weitere berufliche Karriere wurde in Attendorn entscheidend geprägt. Das als Fürsorgerin – heute würde man Sozialarbeiterin sagen – bei der Stadtverwaltung arbeitende Fräulein Hoffmann hatte ihren jungen Kollegen eindringlich gebeten: „Werde kein Lehrer.“ Und daran hat sich Dr. Gerd Bollermann, der übrigens seinen Führerschein bei Alfred Berghaus gemacht hat, auch gehalten.
Am Ende seines Besuches in Attendorn verteilte ein gut gelaunter Regierungspräsi-dent noch ein dickes Lob an die Stadt, in der er vor fast 50 Jahren so einiges erlebt hat: „Wenn alle Städte im Regierungsbezirk Arnsberg im ökonomischen Bereich doch nur so gut dastehen würden.“ Dann klingelte das Handy und den „Zeitreisenden“ holte die Flüchtlingsproblematik wieder ein.
von M. Droste [Text/Fotos]
 
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