Die Schwedentafel und das Attendorner Schützenfest

WOLL Sauerland Schwedentafel

Bald ist es wieder soweit. Die Mitglieder der Schützengesellschaft Attendorn 1222 e. V. warten bereits auf die schöne Zeit der kurkölnischen Folklore, die in diesem Jahr vom 3. bis zum 6. Juli zelebriert wird. Es ist eine Mischung aus Tradition, Geschichte und Symbolik, die die Atten-dorner jedes Jahr aufs Neue dazu bewegt, die Vergangenheit ihrer Vorväter beim Schützenfest wieder aufleben zu lassen. Doch was hat das mit der Schwedentafel zu tun?
In der Schwedentafel, die ihren Platz im Südsauerlandmuseum in Attendorn hat, stecken viele Sym-bole der Schützenbruderschaft, die Geschichten über die Entstehung ihrer Traditionen erzählen. Im oberen Teil befinden sich von links nach rechts gesehen der Pfarrpatron der Stadt, Johannes der Täufer, die heilige Maria sowie Erzbischof Engelbert I. von Köln. Die Tafel erinnert an die Belagerung Attendorns während des 30-jährigen Kriegs, als die Schweden vor den Toren der Stadt standen. Die drei im Bild zu sehenden Kartuschen halten bis heute die Ereignisse für ihre Betrachter bereit.
Es wird berichtet, dass die Stadt von schwedischen Truppen über vier Wochen belagert wurde. Da sie nicht weiterkamen, fielen sie schließlich nach Olpe aus, an dessen Eroberung die Attendorner sie jedoch angeblich hindern konnten. Am Widerstand und auch an der Verteidigung Olpes war die Schützenbruderschaft maßgeblich beteiligt. Markus Gertmann, der die Mitte des Bildes ziert, war vermutlich um 1630 Hauptmann der Schützen-gesellschaft. Sein Name könnte etwas mit der gebogenen Gerte zu tun haben, die in den Händen der Figur im Wappen der Schwedentafel zu sehen ist. Diese gibt allerdings auch einen Hinweis auf den sogenannten Bügeltanz, den Traditionstanz der Attendorner Schützen, der auch heute noch zelebriert wird. In der Symbolik verbirgt sich auch die Mentalität der standhaften Attendorner des 30-jährigen Kriegs: Durch die Gerte, die trotz der Biegung nicht bricht, werden Geschick und Kraft ausgedrückt. Zwei Tugenden, die sehr wohl zum Charakter des kurkölnischen Sauerländers gehören, erst recht, wenn er seinen Traditionen nachgeht.
Zwei weitere Zeichen befinden sich im Wappen der Tafel. Über einem Jüngling, der die eben genannte Gerte biegt, ist ein Kopfharnisch zu sehen, der den Iserköppen ähnelt. Erwähnt werden muss zudem noch die Taube, die über dem Helm des Wappens zu finden ist und die auch heute noch als Symbol in die Attendorner Schützenketten eingearbeitet wird. Sie symbolisiert Frieden und auch das Gefühl, der Heimat zugehörig zu sein. Mit Markus Gertmann ist dies wiederum so zu verbinden: Er war, außer seiner Stellung als Hauptmann in der Schützenbruderschaft, Kaufmann. Dieser Beruf zwang die Menschen im Mittelalter, viel zu reisen. Immer wieder führten ihn die Reisen jedoch wieder zurück in seine Heimat.
Ein weiteres Geheimnis der Schwedentafel wurde im Übrigen durch eine Röntgenuntersuchung gelüftet, die 1996 durchgeführt wurde. Sie zeigt, dass ursprünglich eine andere Figur dort zu sehen war. Vermutlich handelt es sich dabei um Caspar von Fürstenberg, was einen weiteren Zweig der Geschichte öffnet. Ob die Legende der standhaften Attendorner idealisiert ist oder nicht: Sie hat eine Geschichte geschrieben, die noch heute jedes Jahr in Bügeltänzen, Iserköppen und Taubenabbildungen erzählt und immer wieder neu erlebt wird. Das macht das Schützenfest in Attendorn in jedem Jahr erneut zu einem spannenden, unvergesslichen Erlebnis.
von Denise Fischer [Text]
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