Albert Hopmann schrieb See- und Kriegsgeschichte

WOLL Sauerland Albert Hopmann

Man schreibt das Frühjahr 1884, als ein gebürtiger Olper namens Albert Hopmann, 19-jährig und mit dem Abitur in der Tasche, als Kadett der Kaiserlichen Marine in Kiel auf einem Segelschulschiff namens „Niobe“ anheuert. Nicht jene bekannte, die tragisch 1932 vor der Ostseeinsel Fehmarn sank; deren Zeit war ja längst noch nicht gekommen. Sondern eine 1849 in England gebaute und 1861 von der preußischen Marine getaufte Segelfregatte, nach heutigem Verständnis mit 1.400 Tonnen Raumgehalt von eher kleiner Statur. „Flott und elegant lag sie auf dem Wasser, die drei vollgetakelten (…) Masten (…) in die Himmelsluft emporstreckend. Wenn sie ihr blendend weißes Segelkleid entfaltete, mit ihrem schlanken Bug schaumsprühend die Wogen durchschnitt, dann, dann war sie zum Verlieben schön!“, so schreibt der spätere Admiral nach vier Jahrzehnten über diese seine Jugendliebe. Zu der Zeit, als er ihr begegnet, ahnt er noch nicht, dass sich seine berufliche Karriere parallel zum rasanten wirtschaftlichen Aufstieg und dem imperialistischen Weltmachtstreben des deutschen Kaiserreiches vollziehen sollte. Was ihn vorderhand treibt, ist die Abenteuerlust, die weite Welt und das unendliche Meer, „mit seiner ewigen Schönheit in Sonnenschein und Mondenglanz, in Sternenzauber und Nebelglanz, in spiegelnder Glätte und brausendem Tosen“. Für seine Sehnsucht bedient er sich gerne der Poesie und auch Goethes Faust: „Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.“
Albert Hopmann wird am 30. April 1865 als Sohn von Emil Hopmann und Theodore Sternenberg in Olpe geboren. Der Vater war 1863 als Kreisgerichtsdirektor hierher versetzt worden. Bereits 1866 verlässt die Familie die Kreisstadt, die nicht Heimat ist, sondern lediglich den Anfang des Lebensweges des Marineadmirals markiert. Man zieht zunächst nach Wesel und wiederum ein Jahr später nach Wiesbaden, wo der Vater zum Landgerichtspräsidenten aufsteigt und der Junge die Schule beendet. Eigentlich sieht sich Albert als Sohn einer alten Juristenfamilie an der Universität. Als ihm aber das „Buch von der Deutschen Flotte“ des Admirals und Militärschriftstellers Reinhold von Werner in die Hände kommt, weiß er: „Ich gehe zur Marine.“
Albert Julius Emil Hopmann, so der volle Name, durchläuft eine ebenso vielseitige wie glänzende Karriere und besetzt fast durchweg Spitzenpositionen auf See und in Stabsverwendungen: Er ist Navigationsoffizier auf der „Brandenburg“ während der Ausreise nach Fernost, Beobachter bei der russischen Flotte während des Russisch-Japanischen Krieges, Kommandant des Kreuzers „Bremen“ sowie einer der ersten Kommandanten des Großlinienschiffs „Rheinland“. Als Leiter der Zentralabteilung des Reichsmarineamtes agiert er als rechte Hand von Großadmiral Tirpitz, ist Führer der Aufklärungsstreitkräfte in der Ostsee, Berater im türkischen Marineministerium, Vertreter der Seekriegsleitung bei den Friedensverhandlungen mit Rumänien, Vorsitzender der interalliierten Kommission zur Regelung der Verkehrsverhältnisse im Schwarzen Meer, Waffenstillstandkommissar für das Schwarze Meer und Mittelmeer sowie Mitglied der Friedenskommission im Baltikum. 1920 nimmt Hopmann als Admiral seinen Abschied von der Marine.
Auch wenn Hopmann zu den ranghöchsten deutschen Admirälen zählte, gehörte er nie zu den vermeintlichen Seehelden der wilhelminischen Ära mit großem Bekanntheitsgrad in der historisch interessierten Öffentlichkeit. Was ihn aber interessant machte, sind seine schriftlichen Hinterlassenschaften. 1924 und 1925 erschienen in Berlin „Das Logbuch eines deutschen Seeoffiziers“ und „Das Kriegstagebuch eines deutschen Seeoffiziers“. Hopmann, wohl von vornehmer und klarer Art, gebildet und kulturell interessiert sowie ausgestattet mit einer kritischen Intelligenz, schildert darin seine Erlebnisse von der Fähnrichszeit bis zum Kriegsende und gibt einen aussagekräftigen Einblick in den Alltag eines damaligen Marine-offiziers sowie die Marinepolitik in einer entscheidenden Phase der deutschen Geschichte. Die Tagebücher Hopmanns sowie Briefe und weitere Aufzeichnungen wurden vor einigen Jahren in einer kommentierten Auswahl von dem Militärhistoriker Michael Epkenhans herausgegeben: „Das ereignisreiche Leben eines Wilhelminers“ so der Titel, der den bedeutenden Quellenwert von Autobiografien und das personale Moment für die Erschließung einer Epoche einschlägig würdigt.
Text: Birgit Engel //  Fotos: Birgit Engel, Stadtarchiv Olpe
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