Solist Frank Bröcher geht den Weg nicht allein

WOLL Sauerland Frank Bröcher

Musik beflügelt ihn, lässt ihn abschalten und öffnet ihm das Tor zu einer anderen Welt. Wenn Frank Bröcher singt, vergisst er alles um sich herum. Seit Gründung des Chores „Stimmwerk“ der Attendorner Werthmann Werkstätten ist der gebürtige Sendschottener dabei.
So manches Mal übertönt er mit seiner kraftvollen Stimme den gesamten Chor. Wenn er seine Stimme hebt beziehungsweise senkt, bleibt einem fast nichts anderes übrig, als mit offenem Mund dazusitzen und sich den Klängen hinzugeben. Der Drolshagener sitzt im Rollstuhl. Um so beeindruckender ist die Kraft seiner Stimme. Das halbwegs geschulte Ohr stellt sich die Frage. „Wie schafft es ein Sänger, im Sitzen derartige Töne hervorzubringen?“ Mit seiner bescheidenen Art beantwortet Frank Bröcher die Frage: „Ich hole mir die Luft aus dem Bauch. Dann schaffe ich das.“ Chorleiterin Tatiana Hundt lobt die tiefe Stimme und das beeindruckende Volumen des Sängers und fügt hinzu, dass ihm diese Vorzüge nicht geschenkt wurden, sondern er sie sich antrainiert hat. Frank Bröcher ist einer der Solisten des Chores. Noch genau erinnert er sich an sein erstes Solo: „Geh den Weg nicht allein.“ Ein Song mit hoher Bedeutung für den 34-Jährigen. „Es zeigt mir, dass ich in allen Lebenslagen Unterstützung habe, und es erinnert mich an meine Mama“, erklärt Frank Bröcher, mit etwas Wehmut in der Stimme.
Freundin Melanie Pohl streicht ihm mitfühlend über den Arm. Auch sie ist eine begeisterte Sängerin. Auf Nachfrage, was ihr Lieblingslied ist, zögert sie nicht lange. Mit beeindruckender Stimme lässt sie sofort, ohne vorherige Einstimmung, „Ich wollte nie erwachsen sein“ aus dem Musical Tabaluga erklingen. Auch sie ist eine der Solistinnen und auch ihr zollt Tatiana Hundt großes Lob: „Melanie ist sehr musikalisch.“ Beide haben bereits, bevor sie Mitglieder des Chores wurden, musikalische Erfahrungen gemacht. Melanie Pohl spielt Flöte, was sie auch bereits auf Konzerten unter Beweis stellte, und Frank Bröcher spielte im Jugendorchester „Juventa“ der Musikvereine Drolshagen und Wegeringhausen Trompete. Mit dabei immer sein Vater Theo Bröcher, selbst ehemaliger, langjähriger Sänger im MGV Schönau-Altenwenden, der seinen Sohn stets bei allen Belangen tatkräftig unterstützte.

DIe Chorleiter Tatjana Hundt und Karl-Heinz Wortmann sind ein harmonisches, eingespieltes Team.

DIe Chorleiter Tatjana Hundt und Karl-Heinz Wortmann sind ein harmonisches, eingespieltes Team.


Was prompt auch von Tatiana Hundt und Wolfram Spitzer gelobt wird. Letztgenannter ist sozusagen der Manager des Ensembles. Er kümmert sich um die bis zu maximal vier Auftritte jährlich und um die logistische Herausforderung, alle Sängerinnen und Sänger zu den Konzerten zu bringen und wieder nach Hause. Der Dank Spitzers gilt den Angehörigen, die sich dabei stets tatkräftig einbringen. Erst kürzlich lieferte „Stimmwerk“ einen beeindruckenden Beweis seiner gesanglichen Qualität beim Konzert in der Meggener Pfarrkirche ab. Gemeinsam mit der Trommelgruppe der Werthmann Werkstätten Lennestadt, dem Saalhauser Saxophon-Quintett und dem Attendorner Frauenchor „Donne Cantanti“ stand „Stimmwerk“ vor dem Altar und beeindruckte die Gäste.
„Ich habe Gänsehaut bekommen, als ich gesehen habe, dass die Kirche voll ist“, strahlt Melanie Pohl. Wolfram Spitzer, der übrigens auch die Idee zur Gründung des Chores hatte, fügt hinzu: „Wir freuen uns immer, mit anderen Chören gemeinsam aufzutreten. Das ist ein Highlight.“ Der Spaß am Singen ist die eine Seite. Dafür engagieren sich die studierte, in St. Petersburg geborene Chordirektorin Tatiana Hundt und Musikpädagoge Karl-Heinz Wortmann. Zusammen sind die beiden ein eingespieltes, harmonisches Team, das sich zwei Ziele auf die Fahne geschrieben hat: Das Potenzial, das trotz ihrer Handicaps in den Menschen steckt, weiterzuentwickeln und den Spaß am Singen zu fördern. Während Karl-Heinz Wortmann schon von Anfang an dabei ist, hat Tatiana Hundt die Leitung des Chores im August letzten Jahres mit übernommen. „Ich war neugierig auf neue Menschen und neue Begegnungen“, bringt die Nachfolgerin von Claudia Heuel ihre Intention, mit den Menschen zu arbeiten, auf den Punkt.
Aus tiefer Überzeugung sagt die Chordirektion:
„In diesem Chor gibt jeder alles und manch einer überschreitet dabei seine eigenen Grenzen. Aber vor allem geben sie so viel Wärme. Es muss kein perfekter Gesang sein, wichtig ist, dass es von Herzen kommt.“ Und das tut es.
Genauso wichtig ist es den Verantwortlichen, bei allen Aktivitäten Teilhabe am täglichen Leben zu ermöglichen. „Es entsteht etwas wie eine Symbiose unter den Sängern, die tiefer ist als jedes Gemeinschaftsgefühl“, sind sich Tatiana Hundt und Karl-Heinz Worthmann einig.
Text und Fotos: Nicole Voss
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