Katzenausstellung im Südsauerlandmuseum

WOLL Sauerland Katze

Attendorn ist für Katzen ein „heißes Pflaster“, denn Attendorn ist die Stadt der Kattfiller. Wie dieser Begriff zustande gekommen ist, konnte noch nicht endgültig geklärt werden. Fest steht aber, dass „Kattfiller“ in Gerichtsakten des 17. Jahrhunderts als Schimpfwort galt.
Eine sagenhafte Herleitung kommt aus dem 16. Jahrhundert: In den Jahren 1583/84 versuchte der Kölner Erzbischof und Landesherr des Kurkölnischen Westfalens, Gebhard Truchseß von Waldenburg, sein Land zu reformieren. Da die katholischen Sauerländer diesem Plan ablehnend gegenüberstanden, führte er einen Feldzug, um das Land mit Gewalt zu bekehren. Da er in Attendorn alle Altäre der Pfarrkirche zerstören ließ, verfolgten ihn die Attendorner, um Rache zu nehmen, bis zur Burg Bilstein. Dort glaubte man den Erzbischof in einem Burgfenster zu sehen und die Armbrustschützen legten an. Von der Mauer fiel aber nicht Gebhard, sondern nur eine Katze. Hier bedeutet der Name also Katzen-Töter.
Das Wort Fillen bedeutet im Niederdeutschen „Fell abziehen“ oder „enthäuten“. Kattfiller wäre demnach der Spitzname für Abdecker oder Gerber. Am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es im ehemaligen Graben vor der Stadt eine Abdeckerei: die Fillerie. Da dieser Gewerbebetrieb von allen Reisenden gesehen wurde, war sie quasi das Aushängeschild der Stadt.
Der Begriff „Kattfiller“ ist heute die Akklamation im Attendorner Karneval und wird in vielen Orden und Siegeln als Symbol für das karnevalistische Treiben eingesetzt.
Dabei begleitet die Katze den Menschen schon seit Jahrtausenden und gehört zu den weltweit am meisten geliebten und verbreiteten Haustieren. Das eigenwillige und faszinierende Geschöpf steht im Mittelpunkt der Ausstellung Herzensbrecher. Kein anderes Tier hat eine so enge Beziehung zum Menschen entwickelt, ohne sich ihm untertan zu machen, wie die Katze.
Betrachtet man die kultur- und religionsgeschichtliche Symbolik der Katze, wird deutlich, dass diese sehr unterschiedlich ausgestaltet war. Sie wurde als Göttin verehrt, aber auch als Dämon verachtet. Dazwischen stehen Kulturen und Religionen, die der Katze – weil sie nützlich war – respektvoll gegenüberstanden.
Im Ägypten der Pharaonen zum Beispiel wurden Katzen verehrt. Sie hielten die Kornkammern von Mäusen frei und trugen somit dazu bei, dass die Lebensmittelvorräte der Menschen unbeschadet blieben. Statuen, Inschriften in Pyramiden und einbalsamierte Katzenmumien zeugen von der Rolle der Mau im Pharaonenreich. 7.000 Jahre alt sind die ersten Funde. Je wichtiger Getreide für die Ägypter wurde, umso mehr verehrten sie die Katze.
Im Islam wird die Katze positiv gesehen. Mohammed selbst soll ein ausgesprochener Freund der Samtpfoten gewesen sein. Auf ihn soll ein Rechtsbrauch zurückgehen, der noch lange Zeit in den arabischen Ländern Anwendung fand. Tötete ein Mensch eine Katze, musste er dafür eine Strafe zahlen. Die Höhe der Strafe wurde an der Größe der Katze gemessen und musste in Getreide beglichen werden.
In Japan wurden Katzen magische Kräfte nachgesagt. Die Magie, die von ihnen ausgehen sollte, war dabei einerseits Grund, sie als Glücksbringer zu betrachten, andererseits wurden sie deshalb aber auch teilweise für gefährlich gehalten.
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In Nordeuropa nahmen Katzen in der Mythologie eine bedeutende Rolle ein. Die germanischen Stämme verehrten die europäische Wildkatze, da sie glaubten, dass der Wagen der Göttin Freya von Waldkatzen gezogen wird.
Die positive Sicht auf die Katze wandelte sich im europäischen Mittelalter, das geprägt war durch die christliche Religion. Katzen wurden in dieser Zeit als Symbole des heidnischen Glaubens betrachtet. Anders wird die Stellung des Löwen gesehen. Der Löwe galt als unbesiegbar und als Zeichen von Kraft und Stärke. Als steinerne Skulptur an Stadttoren, Grabstätten und Kirchen sowie in Wappen und Siegeln wird er auch im religiösen Bereich dargestellt. Er gilt als König der Tiere und seine Tatzen und Köpfe sind auf Königsthronen zu finden.
Alle Eigenschaften der Katze wurden negativ gedeutet: Sie unterwerfen sich nie ganz dem Menschen, üben aber eine magische Anziehungskraft auf uns aus. Sie sind so zäh, dass es scheint, sie haben neun Leben. Katzen galten als dämonische Tiere, denn sie zeigen keine Demut, sind nachtaktiv und haben reflektierende Augen. Nicht selten landeten Katzen daher zusammen mit Frauen, die der Hexerei bezichtigt wurden, auf dem Scheiterhaufen. Die Folgen von Fanatismus und Aberglauben waren grausam: Katzen wurden gejagt, an Türen genagelt, auf Scheiterhaufen verbrannt. Katzen mussten als Sündenböcke herhalten für Krankheiten und Katastrophen. Man hielt sie für die Verursacher der Pest. Die Massentötung der so verteufelten Tiere bewirkte damals das Gegenteil: Es waren Ratten, die den Schwarzen Tod nach Europa brachten. Nur dort, wo man auf ihre Hilfe im Kampf gegen Mäuse und Ratten angewiesen war, blieben sie verschont und wurden respektvoll behandelt.

Hier eine kurze Übersicht der abergläubischen Bräuche
und Zauber aus dem Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens:

– Katzen wurden lebendig in Häuser eingemauert.
– Am Mittwoch der zweiten Fastenwoche wurden in Attendorn einer Katze Rinderblasen an die Pfoten gebunden.
– Katzen wurde ins Johannisfeuer oder Fastnachtsfeuer geworfen.
– Bei Seuchen und Pest waren schwarze Katzen das übliche Sühneopfer.
– In einigen Gegenden tötete man bei der Aussaat einen schwarzen Kater und vergrub ihn im Feld, damit die bösen Geister dem Wachstum nicht schadeten.
Katzenzauber
– Vergräbt man eine schwarze Katze unter einer Türschwelle, so zieht Unglück ins Haus.
– Ist Obst gestohlen worden, vergrabe man eine lebende Katze; dann muss der Dieb unter den gleichen Qualen wie sie sterben.
– Wer das Herz einer schwarzen Katze in der Milch einer schwarzen Kuh kocht, kann sich unsichtbar machen und ist kugelfest.
– Durch Katzenhaare, die man ins Essen wirft, kann man Zwietracht säen.
– Wirft man in ein brennendes Haus eine dreifarbige Katze, so löscht es sich bald.
– Wer einen Schatz heben will, muss eine schwarze Katze opfern oder in einem Sack um die Kirche tragen.
– Wenn eine Katze alt wird, 7, 9 oder gar 20 Jahre, so muss man sie aus dem Haus schaffen, weil sie zu einem Dämon wird.
– Vor fremden Katzen muss man sich in Acht nehmen, weil sie in Wirklichkeit Hexen, Dämonen oder der Teufel selbst sein könnten.
Text: Monika Löcken, Fotos: Südsauerlandmuseum
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