Schalker Meistertrainer Kurt Otto kam oft in den Kreis Olpe

WOLL Sauerland Kurt Otto

Spätsommer 2014, die Bundesliga wurde wieder angepfiffen und die Weltmeister sind in ihre Club-Kader zurückgekehrt. In NRW freut man sich, dass Paderborn nun mit Dortmund, Köln, Leverkusen, Mönchengladbach und Schalke in der ersten Liga spielt, und es ist noch vollkommen offen, wie sich die Saison entwickeln wird.
Zum Thema Schalke 04 gibt es aus dem Frettertal noch eine ganz besondere Geschichte zu erzählen, die schon so lange her ist, dass sie wohl kaum noch jemand kennt. Kurt Otto, der Schalker Meistertrainer der Saison 1929/1930, verbrachte vor dem Zweiten Weltkrieg manchen Tag in der Sommerfrische in Deutmecke! Benno Heimes, unser letzter lebender Akademie-Maler vom alten Schlage im Kreis Olpe, hatte sich sein Studium der Malerei an der Kunsthochschule in Düsseldorf als Stürmer Linksaußen finanziert. Ein Testtraining bei Fortuna hatte er bereits erfolgreich absolviert, aber die Mannschaft von TURU, damals in der zweiten Liga, gab dem jungen Sauerländer sofort einen Vertrag. Der beinhaltete auch ein gutes Essen nach jedem Training! 1927 in Deutmecke geboren, hatte der junge Kicker vor dem Kriege eben auch einen ganz besonderen Trainer, und das sozusagen privat: „Kurt Otto war der Schwester meiner Mutter freundschaftlich verbunden. Die beiden hatten sich in Arnsberg kennengelernt“, erinnert sich der 87-jährige Maler, der auch heute noch täglich in seinem Deutmecker Atelier oder in seinem Rosengarten arbeitet. Ein Buch hatte Otto geschrieben, „König Fußball“, und es ist nicht zu verwechseln mit späteren Publikationen gleichen Titels, die vom Fußballsport berichten. Das Buch von Kurt Otto war eine glasklare Anleitung für aktive Spieler, wie man ein erstklassiger Taktiker und Techniker wird. Benno Heimes verschlang es damals Wort für Wort. „Onkel Koka, wie ich ihn nannte – ich weiß gar nicht mehr, wo dieser Name her kam –, nahm sich jedenfalls öfter Zeit und spielte mit mir auf der Wiese an unserem damaligen Freibad für Pensionsgäste.“ Populär war „Ball über die Leine“; dabei mussten die beiden Spieler aufpassen, dass das Leder den Boden nicht berührte, denn dann gab es Strafpunkte. Wie gesagt, alles Marken auf dem Wege hin zum erfolgreichen Liga-Fußballer der frühen Nachkriegszeit.
„Ein sehr angenehmer Mensch war das; und er war der Trainer von Weltklassespielern wie Fritz Szepan und Ernst Kuzorra, die später den berühmten Schalker Kreisel entwickelt haben.“

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Der Maler in seinem Rosengarten. Gern erinnert er sich bis heute mit Kurt Otto an einen „sehr angenehmen Menschen“.


Kurt Otto wurde Ende August 1900 in Rüttenscheid geboren. In den 1920er-Jahren als Spieler aktiv bei Arminia Bielefeld, dem Chemnitzer BC und später, gemeinsam mit Sepp Herberger, bei Tennis Borussia Berlin, wechselte er früh auf die Trainerbank und führte die Schalker zum Meistertitel, damals noch in der Westdeutschen Liga. 1935 wurde er Trainer der polnischen Olympiamannschaft und errang mit ihr 1936 bei der Olympiade in Berlin vor 95.000 Zuschauern den 4. Platz bei einem 2:3 gegen Norwegen im Spiel um die Bronzemedaille, nachdem man im Viertelfinale die favorisierten Briten mit 5:4 besiegt hatte. Olympiasieger wurden damals die Italiener. 1937 übernahm Otto das Amt des „Reichs-bundsportlehrers für den Gau Schlesien“. Fast wäre er damals Trainer der Nationalmannschaft geworden, nachdem 1936 der „Reichtrainer“ Dr. Otto Nerz abgesetzt wurde. Aber Sepp Herberger machte schließlich das Rennen, mit dem die Deutschen ja 1954 in Bern auch Weltmeister wurden.
Kurt Otto hingegen sollte den Zweiten Weltkrieg nicht überleben. 1940 zu einem Artillerie-Regiment eingezogen, gilt er seit dem 29. Dezember 1942 bei Stalingrad als vermisst. 1950 wurde er für tot erklärt. Benno Heimes hat seinen außergewöhnlichen Lehrer nie vergessen und nach dem Krieg wurde für einige Jahre im Ruhrgebiet auch um den „Kurt Otto-Pokal“ sportlich gekämpft. „Einmal habe ich mit ihm sogar Fritz Szepan in Gelsenkirchen besuchen dürfen, das war ein ganz besonderes Erlebnis,“ wie sich der Maler in seinem Rosengarten gern erinnert.
Text/Foto: Achim Gandras
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