Kinderfeuerwehr Drolshagen

WOLL Sauerland Feuerwehr

„Wie geht´s?“ ist eine gute Frage, wenn man Christoph Lütticke aus Drolshagen gegenübersitzt. Denn seit letztem Jahr ist er Kreisbrandmeister und hat ein Auge auf die Freiwilligen Feuerwehren unserer Städte und Gemeinden. Ein weites Feld, das er da im Blick haben muss. 1.600 aktive Feuerwehrangehörige gibt es in den sieben Wehren. „Allesamt bestens aufgestellt. Von daher verstehe ich mich eher als Moderator und Ideengeber“, so Lütticke. Vor 31 Jahren trat er der Feuerwehr Drolshagen bei. Damals gab es dort noch keine Jugendfeuerwehr. Sie wurde 1990 gegründet. Die erste Jugendfeuerwehr im Kreis gab es übrigens in Gerlingen. Das war 1961.
Nachwuchs ist ein Stichwort, das der Kreisbrandmeister jetzt mit neuen Inhalten füllen will. „Ein Anliegen, das ich mir persönlich auf die Fahne geschrieben habe“, wie er betont. Eine Kinderfeuerwehr wünscht er sich für den hiesigen Kreis. Die Einsatzkräfte von übermorgen sozusagen.
Das Eintrittsalter für die Jugendfeuerwehr liegt bei mindestens zehn Jahren. „Das ist zu spät. Wir müssen die Kinder deutlich früher abholen“, sagt Lütticke und sieht die Konkurrenz in den Vereinen und den Schulen mit ihren Betreuungs- und Ganztagskonzepten. Dass Kinder mehreren Hobbys nachgingen, sei in Zukunft unwahrscheinlich. Mit zehn oder zwölf Jahren aber hätten sich schon viele für einen Verein oder eine Organisation entschieden. „Wir müssen umdenken.“
Fast eine Herkulesaufgabe für den Kreisbrandmeister, so scheint es! Denn entgegen allen Trends im Land ist es mit dem Feuerwehrnachwuchs rund um den Biggesee gut bestellt. „Ein Umstand, der mich immer wieder einholt“, so Lütticke. Derzeit sind im Kreis Olpe 461 Jugendliche in der Feuerwehr aktiv: in Kirchhundem, nach den Einwohnerzahlen neben Drolshagen übrigens die kleinste Gemeinde im Kreis, 119, in Finnentrop und Attendorn jeweils 82, in Lennestadt 79, in Wenden 35, in Olpe 33 und in Drolshagen 31, wobei der Anteil der Mädchen mit insgesamt 42 unter zehn Prozent liegt. Auch hier müsse man noch etwas tun, mehr werben und zeigen, dass die Feuerwehrarbeit nicht nur Männersache ist.
„Im Moment läuft es. Aber wer weiß, wie lange es noch funktioniert. Wir dürfen die Entwicklung nicht verschlafen. Die Demografie und das veränderte Freizeitverhalten werden auch uns irgendwann zu schaffen machen“, pocht Lütticke auf mehr Weitblick bei den Wehrspitzen. Da aber habe er noch jede Menge Überzeugungsarbeit zu leisten. „Und wenn es nur gebetsmühlenartig geht.“ Schließlich sei eine funktionsfähige Feuerwehr ureigenes Interesse, und das auch in 20 oder 30 Jahren.

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Kreisbrandmeister Christoph Lütticke


Was Lütticke jetzt in die Hände spielt, ist eine geplante Änderung des nordrhein-westfälischen Feuerschutzgesetzes, das die Einrichtung von Kinderfeuerwehren zur Vorbereitung auf die Jugendfeuerwehr empfiehlt. Eine sogenannte Kann-Vorschrift also, die den entscheidenden Vorteil hat, dass Kinderfeuerwehren dann offiziell Teil der Feuerwehren sind und damit gleich der Versicherungsschutz geklärt ist. Die Kommunen müssen dann darüber entscheiden, ob sie eine solche einführen wollen.
Und der Verband der Feuerwehren in NRW (VdF) arbeitet derzeit an einem tragfähigen, langfristigen Handlungskonzept, das zeigen soll, wie Kinderfeuerwehr gehen kann.
In Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, ist die Kinderfeuerwehr noch ein großer weißer Fleck. Zurzeit gibt es hier lediglich 25 Gruppen. Die erste in NRW wurde direkt in der Nachbarschaft gegründet: 2006 machte man in Siegen-Geisweid den Schritt. In einigen Bundesländern sieht es ganz anders aus. Da sind sogenannte Mini- oder Bambinifeuerwehren längst an der Tagesordnung. Bundesweit sind über 12.000 Löschknirpse ab sechs Jahren in über 1.000 Gruppen aktiv.
„Von dem Handlungskonzept des VdF verspreche ich mir sehr viel.“ Lütticke hofft, damit bei den Wehrleitern im Kreis eine Hürde nehmen zu können. „Letztendlich stirbt oder lebt die Kinderfeuerwehr jedoch mit denjenigen, die hier das Sagen haben.“ Natürlich sei es zusätzliche Arbeit und natürlich müsse sorgfältig abgewogen werden, wer diese leisten könne. Im Grunde gehe es aber nur und ganz einfach um das frühe Heranführen, ganz nach dem Motto „Spiel und Spaß und Feuerwehr“. Kinder im jungen Alter seien leicht zu begeistern und zu beschäftigen. Und Lütticke geht noch einen Schritt weiter. „Mir schwebt vor, dass die Feuerwehr sich für die ganze Familie öffnet. Wir sind zwar kein Verein, sondern eine Institution. Aber auch daneben gibt es ein Leben.“
Vorstellbar sind für den Kreisbrandmeister Kooperationen mit Schulen oder Kindergärten sowie die Zusammenarbeit mit außenstehenden, pädagogisch geschulten Personen und Angehörigen ohne blauen Rock. Die Kosten jedenfalls seien sehr viel geringer als die Folgen, wenn es irgendwann an Feuerwehrleuten fehle. „Feuerwehr ohne Ehrenamt wird es bei uns nicht geben.“
Text/Foto: Birgit Engel
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