Geocaching rund um den Biggesee

WOLL Sauerland Geocaching

Sie nennen sich klafri, Edmund_B, wolpstyle und 19PHIL04. Sie haben ein Navi oder ein Smartphone in der Hand. Und sie sind auf der Suche nach einer Tupperdose oder ähnlichen Behältern, die zuvor von anderen im Wald, an Bänken, hinter Leitplanken oder an Verkehrsschildern versteckt wurden. Die Rede ist vom Geocaching.
Die „moderne Schnitzeljagd“ mithilfevon Koordinaten und GPS-Signalen findet auch und gerade rund um den reizvollen Biggesee immer mehr Anhänger. Das Wort Geocaching setzt sich zusammen aus geo = griech. Erde und cache = engl. Versteck. Das Prinzip ist denkbar einfach: Jedem Punkt der Erde lassen sich genaue Koordinaten zuordnen. Jemand versteckt etwas an einem bestimmten Punkt, dessen Koordinaten er auf einer bestimmten Internetseite hinterlegt, damit ein anderer es mithilfe eines GPS-Empfängers finden kann. Das können kleine Filmdosen oder größere Behälter wie Tupperdosen sein, in denen sich neben einem Logbuch oftmals kleinere Sachen zum Tauschen befinden.

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„Dose gefunden, Mission erfüllt!“ Die moderne Schnitzeljagd lässt sich wunderbar mit einem Spaziergang am Biggesee verbinden.


Die Dosen werden dabei nicht wahllos in der Landschaft platziert, sondern meistens an besonderen Orten, die landschaftlich oder geschichtlich besonders attraktiv sind und die der sogenannte Owner – also der Schatzleger – der „Cachegemeinde“ zeigen will. Das Aufspüren der Dose ist häufig auch mit einem längeren Spaziergang über mehrere Stationen („Multi“) oder sogar mit einem Einstiegsrätsel („Mystery“) zum Erraten der Koordinaten verbunden. Nach dem Fund trägt sich der Finder vor Ort in das Logbuch und später am heimischen PC noch in eine Datenbank ein. Für diese weltweite Schatzsuche benötigt man entweder ein Navigationsgerät mit topografischen Karten oder ein Smartphone oder iPhone, auf das sich eine entsprechende App aufspielen lässt. Und schon kann das Freizeitvergnügen für die gesamte Familie starten.
Nur einen Tag, nachdem die US-Regierung den Einsatz von GPS-Geräten für den privaten Gebrauch freigab, vergrub der Amerikaner Dave Ulmer am 3. Mai 2000 einen schwarzen Plastikeimer, in dem er neben CDs, einer Videokassette, Geldscheinen, einem Buch und einer Stein-schleuder auch eine Konservendose mit Bohnen hinterlegte. Anschließend veröffentlichte er die Koordinaten des Verstecks im Internet. Am nächsten Tag wurde der Eimer gefunden. Das war die Geburtsstunde des Geocachings!
Laut Datenbank des größten Geocache-Verzeichnisses geocaching.com existieren heute weltweit insgesamt fast zwei Millionen aktive Caches, davon knapp 300.000 in Deutschland. Und einige davon auch rund um den Biggesee.
Cacher „der ersten Stunde“ im Kreis Olpe waren Karin und Klaus-Peter Fritsche. Als Team „klafri“ haben sie sich seit dem Jahr 2003 bereits in fast 4.000 Logbücher eingetragen. „Bis auf Bremen haben wir jedes Bundesland durch“, so das Ehepaar aus Rhode. Über einen Bericht in einer Zeitung des Sauerländischen Gebirgsvereins sind sie vor zehn Jahren ans Cachen gekommen. Dieses Hobby lässt die beiden seither nicht mehr los. „Wie wählen unseren Urlaubsort unter anderem auch danach aus, ob es in der Nähe attraktive Caches gibt“, so die beiden Schnitzeljäger, die sich noch sehr genau an die Anfangsjahre erinnern können. „Im ersten Jahr gab es gerade einmal drei Schätze, die im Kreis Olpe versteckt waren. An der Listertalsperre, am Kraghammer Sattel und im Wendener Raum.“ Mittlerweile gibt es im Kreis Olpe gut 700 Caches, auf die von der stetig wachsenden Cachergemeinde täglich „Jagd“ gemacht wird. 45 davon hat das Team „klafri“ selbst versteckt. Worin liegt für die beiden der Reiz des Geocachens? „Man lernt Gegenden kennen, die man selbst als Einheimischer bisher noch nie zuvor gesehen hat.“
Genau das bestätigen auch Anke Reinitz, Frank Burghaus und Phil Kleine. Die drei Attendorner sind zwar noch relativ „frisch“ im Cachergeschäft, aber vom Virus bereits „unheilbar“ infiziert. „Früher fand ich es einfach nur ätzend, mit meiner Frau spazieren zu gehen. Dann sah ich im Fernsehen ein Bericht von Bernhard Hoëcker übers Geocachen und habe das dann einfach mal ausprobiert.“ Sehr zur Freude von Ehefrau Alex, die beim Spaziergehen jetzt allerdings so manche Pause einlegen muss, da ihr Mann gerade an einem Brückengeländer nach einer magnetischen Filmdose sucht. Mit auf Tour ist mittlerweile auch Sohnemann Jano, der mit seinen gerade einmal 14 Monaten allerdings erst noch vor einer großen Cacherkarriere steht.
Für Anke Reinitz liegt der Reiz ebenso im Erkunden von Gegenden, die man ohne Geocaching nie und nimmer entdecken würde. Und mit einem Schmunzeln fügt sie an: „Der Verstand fragt einen nach dem Griff in die Brennnesseln schon, was man hier eigentlich macht. Und dennoch setzt man die Suche nach der Dose fort.“
Für den 15-jährigen Phil Kleine steht eines fest: „Ohne Geocaching wäre ich nicht so viel an der frischen Luft. Es ist ein gutes Gefühl, durch den Wald zu laufen und die Dose aufzustöbern.“
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Geocaching findet auch im Sauerland immer mehr Anhänger. Über 700 „Schätze“ liegen allein im Kreis Olpe. Foto: Susanne Filthaut


Doch gerade das Laufen durch den Wald ist es, was die Geocacher immer wieder stark in die Kritik bringt. Vor allem Waldbauern, Jäger und Naturschützer fürchten um die Ruhe im Wald.
„Natürlich gibt es auch unter den Geocachern schwarze Schafe, die in ihrem Wahn den halben Wald umgraben oder bei den Nacht-Caches die Waidmänner auf der Pirsch empfindlich stören. Davon distanzieren wir uns sehr“, so die Geocacher aus Rhode und Attendorn. Karin und Klaus-Peter Fritsche sind selbst große Naturfreunde, die bereits an zahlreichen NABU-Aktivitäten teilgenommen haben. Sie schätzen und achten die Natur, wie es 95 Prozent aller Geocacher auch tun. So gibt es sogar eigene Umweltaktionen, aus denen ein Event-Cache gemacht wird. Bei diesem sogenannten CITO (Cache In – Trash Out) treffen sich mehrere Geocacher, um während der Schatzsuche Müll aus dem Wald zu entfernen.
Wie bei allen Streitthemen ist eines wichtig: Reden. Durch Dialog und Aufklärung könnten sich Geocacher auf der einen sowie Jäger und Waldbesitzer auf der anderen Seite kennenlernen und annähern. Damit das Geocachen ein unbeschwerter Familienspaß bleibt, bei dem die Natur (und die Nerven der Waldbesitzer) geschont wird. Der Schreiber dieser Zeilen wünscht allen Geocachern im Kreis Olpe jedenfalls weiterhin „Happy Hunting“!
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Heft1Diese und weitere interessante Geschichten lesen Sie in der Frühjahrs-AUSGABE 2013 unseres Magazins
WOLL – RUND UM BIGGESEE UND LISTERSEE

 
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